2007/12/22

von der straße auf die schiene

hallo, werte leserschaft. nachdem wir nun den frankophonen teil Kanadas mehr oder weniger ausgiebig erkundet haben und viel spaß im schnee hatten, sind wir nun auf dem weg nach Toronto (sprich: Tranna). unser discovery ticket berechtigt uns ja zum reisen nicht nur mit dem grauen hund, sondern auch mit dutzenden anderen busgesellschaften und VIA Rail, also der hiesigen bahngesellschaft. dies hier schreibe ich euch also während der zugfahrt von Montréal nach Toronto, denn, ja, der zug bietet einen satellitengestützten wlan-zugang ins internet an. feine sache das. und bahnfahren ist überhaupt eine angenehme abwechslung nach dem gezuckel in den bussen. besonders in Québec war das busfahren etwas nervig, da die herren fahrer dort fahren wie die verrückten. wer schon mal französische autofahrer erlebt hat: so ähnlich, nur eben mit 23 tonnen bus.
der zweite tag in Québec City wurde ausgiebig für eine entdeckungstour genutzt. wir waren auf der gouverneurspromenade, im Quartier Latin, in Lower Québec (wunderschöne altstadt, immerhin 400 jahre alt), und im alten hafen. der st. lorenz-strom ist bedeckt mit eisschollen, eigentlich ganz zugefroren, aber die schiffe und fähren kommen noch ganz gut durch. die fähre über den strom nach Lévis haben wir dann auch benutzt. die herberge bietet geführte touren an. angeleitet von Lisa aus Hannover, die dort einen einjährigen austausch mitmacht und in der herberge arbeitet, ging es runter zum hafen, über den strom, und in ein museum in einem alten wohnhaus. dort gab es die geschichte der ersten sparkasse der provinz und die originaleinrichtung von ca. 1900 zu bewundern. auch eine chocolaterie wurde heimgesucht, um ein paar leckereien zu kaufen. in der herberge hat Julie eine leckere tomatensuppe gezaubert und nach dem essen blieben wir gleich an der herbergsbar sitzen und kosteten die weine und biere der gegend. eines muss ich hier mal festhalten: so eklig und teuer das bier im rest Kanadas war, in Quebec ist es wirklich ausgezeichnet. lecker, wenn auch mindestens genauso teuer. obwohl ich gestern für ein frisch gezapftes Pint nur 4,50$ bezahlt habe. heut morgen haben uns dann unsere zimmergenossen, fünf übelriechende bergsteiger aus Deutschland und den Niederlanden, lautstark geweckt, indem sie ihre steigeisen, seile und anderen kram einpackten und verschwanden. ich habe still gelitten, während Julie die damen und herren lautstark verfluchte. nach ausgiebigem frühstück verkrümelten wir uns und setzten uns im wunderhübschen hauptbahnhof in den bus nach Montréal. dort mal wieder ubahn von der busstation bis zum bahnhof, der weniger hübsch ist, aber kunst an den wänden hat, die frappierend an sozialistischen realismus erinnert. schauder. während der wartezeit auf den zug haben wir in der bahnhofshalle zu mittag gegessen. in Québec ist auch das essen leckerer als anderswo in diesem land, das haben wir sehr genossen. Julie hatte ein paar leckere Crêpes und ich wollte endlich mal wissen, was Poutine ist. nun weiß ichs. es sind pommes frites mit pikanter bratensoße und geriebenem käse. kann man weiterempfehlen.
andere länder, andere sitten: einfach auf den bahnsteig gehen und auf den zug warten ist hier nicht. zunächst mal bekommt jeder eine platzkarte. wenn alle verkauft sind, gibts keine mehr, nehme ich an. es muss also keiner stehen. dann darf man sich an der noch abgesperrten treppe, die nach unten zum bahnsteig führt, in eine schlange einreihen und, wenn man möchte, sein großes gepäck den gepäckträgern zum verstauen anvertrauen. irgendwann werden die tickets kontrolliert und man lässt die reisenden runter in den dunklen tunnel, in dem der zug wartet. im zug wurde es erstmal gruselig. da wir an einem der notausstiegsfenster sitzen, bekamen wir erstmal die funktionsweise des nothammers und den austieg im notfall erklärt. naja, sicher ist sicher. nachdem wir fahrt aufnahmen, fiel mir wieder ein, dass ich in der zeitung in Kamloops von häufigen entgleisungen bei der kanadischen bahn gelesen hatte. und nunja, es ist schon ganz schön wackelig. die gleise sind nicht die besten, der zug wir teilweise heftig hin und her geworfen. ich würde hier nicht 160 fahren. aber was solls. wenigstens lernt man so wieder zu schätzen, was für ein perfektes bahnsystem wir in Deutschland haben.
wir sind nun einen tag früher als geplant in Toronto, hoffentlich hat das hostel unsere mail erhalten. in drei tagen sollten wir die stadt erkunden können, obwohl es die größte des landes ist. nachher wird (hoffentlich) erstmal im besten hostel Nordamerikas eingecheckt und dann erkunden wir die umgebung inklusive CN Tower, das zweithöchste freistehende Bauwerk der Welt. bis später erstmal.

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