2007/09/29

Uniwoche Nummer vier

Und schon wieder sind 4 Unitage einfach so vorbeigrauscht, ohne dass man etwas hätte dagegen tun können. Diese Woche war besonders toll für mich, denn - YEAH! - ich bin endlich meine Hausarbeit für die Diplomvorprüfung losgeworden. Die liebe gute Anna hat, nachdem ich ihr das fertige Werk per pdf geschickt hatte, alles für mich erledigt: drucken und binden lassen sowie im Prüfungsamt einreichen. Tausend Dank dir! Jetzt ist es endlich vorbei und mein Kopf kann ganz und gar hier in Kanada verweilen..
Darüber hinaus waren die letzten Tage wieder einmal sehr arbeitsam (abgesehen von gestern, denn da hat Dan fast nur per Skype mit vielen daheim Gebliebenen telefoniert). Ein 250-Seiten-Buch musste gelesen werden: über drei Kinder, die in den frühen, kolonialen Siedlungszeiten sich im kanadischen Wald verirren und dann zwei Jahre lang für sich selbst sorgen, eine Aboriginal mit in ihren Bund aufnehmen und natürlich zum Schluss errettet werden, heiraten und die eigentlich an Naturgeister glaubende "Indiana" (ist das nicht ein kreativer Name für eine Erstbewohnerin dieses Kontinents?!) zum Christentum konvertieren. Dazu die üblichen Lese- und Schreibhausaufgaben in unseren restlichen Kursen und die Essays stehen immernoch an. Das heißt, Dan hat einen der beiden für kommende Woche ja schon fertig.
Übrigens ist Dans Namen-Durchstreich-Geschichte in Canadian Studies relativ unbefriedigend ausgegangen: Am Montag hat Professorin Ginny zwar allgemein angesprochen, dass es ein Buch/Thema für jeden gibt, sogar mehr Themen als Referenten, und dass auch nur jedes Buch einmal vertreten sein soll, man sich aus diesem Grunde bitte auch nicht erlauben möchte, eine andere Person zu streichen, um sich selbst einzutragen, aber Dans "Konkurrent" ist nach der Stunde zu ihr gegangen, hat ein wenig rumgejammert, dass er zu seinem ursprünglichen Thema ja das Buch in der Bibliothek nicht finden konnte und dann einfach das Thema genommen hat, wo ein Buch zur Verfügung war (aber eigentlich schon jemand für die Präsentation eingetragen war..). Bei allen anderen Kommilitonen war ihr dieses Problem absolut egal, da meinte sie nur, sie müssen sich das Buch also eben anderswo her besorgen. Nicht so bei Jeff, dem Dan-Streicher. Er darf jetzt, weil er das Buch ja schon gelesen hat und nun nur noch (!) 9 Tage für ein anderes Zeit gehabt hätte, seinen Vortrag im anderen, also meinem, Seminar halten. Wir haben zwar auch ein fast gleiches Thema auf der Liste mit einem sehr ähnlichen Buch, aber nun ja. Kuschelpädagogik nenne ich das und finde es unverschämt von beiden, Ginny und Jeff.
Jetzt aber werde ich mich mal an meine Essays wagen und euch eurem verregneten Herbst überlassen..

Latin Fiesta und kein Ende...

wir sind grad wieder nach hause gekommen. unsere unterhaltungsoffiziere Carrie und Carie haben zusammen mit einigen freiwilligen eine art mexikanische feier organisiert. wir dachten uns, da gibt es sicher lecker kostenloses essen und außerdem wurden uns sombreros versprochen. also sind wir dort zusammen mit Gen aufgetaucht, noch rechtzitig um einen der 200 hüte zu bekommen. lecker essen gabs auch. aber leider glich die party einem riesigen kindergeburtstag, mit basteltisch und pappgefängnis zum fotos machen usw. alles etwas albern. wir haben uns also nach 90 minuten in die campus-kneipe verkrümelt und mal das einheimische bier vom fass getestet. war überraschenderweise ganz lecker. nur die kneipe ist ein wenig zu eklig, aber die erstsemestler störts nicht. danach sind wir nochmal zurück zur fiesta, um zu sehen, ob unsere eintrittskarten wenigstens in der tombola gewonnen haben. der erste preis war immerhin eine übernachtung für zwei im edelhotel in Sun Peaks inkl. liftpass, etwa 600 $ wert. leider haben wir nix gewonnen (außer einer tüte tortillachips, die den weg in den honda gefunden hat auf dem rückweg). achja: wir haben auch ein hochzeitsfoto machen lassen, mit zylinder und blümchen. ganz niedlich. jetzt gehts aber ins bett. genug des unsinns.



2007/09/24

50 Millionen Jahre alte Flora und Fauna..


Mir tut alles weh. Schulter, Arm, Hintern, Rücken. Stundenlang haben wir am Fels herumgeklopft und Schicht für Schicht mühevoll vielversprechende Felsbrocken abgetragen. Leider nicht so einfach, weil einen Millimeter dünne Scheiben mit einer riesigen Hacke (oder was auch immer es war) abzutrennen meist zum Zerstören des tollen Fundes führt..
But we made it! Ein paar ganz schöne Exemplare aus Flora und Fauna von vor vielen vielen Jahrmillionen als die Dinos noch lebten haben wir freigelegt. Meine brilliantesten Funde sind ein Fisch, den ich aber noch weiter entblättern muss, eine nicht allzu häufig gefundene Pflanze und ein paar schöne Laubblätter. Dan hat auch etwas wie einen Fisch gefunden, außerdem tolle Nadeln und ein altes Ginkoblatt von einer Art, die es gar nicht mehr gibt.
Jetzt sagt ihr sicher "Wow, wie unglaublich", aber ich muss leider zugeben, dass wir in einer der am besten für solche Unternehmungen geeigneten Orte der Welt gebuddelt haben, in McAbee bzw am früheren See McAbee in den Okanagan Highlands, etwa 75 km von Kamloops Richtung Westen. Die Berge dort sind berühmt dafür, dass man recht schnell schöne Fossilfunde machen kann. Nichts destotrotz waren wir natürlich immer wieder neu von unseren Zeugen vorzeitlichen Lebens und denen unserer Mitsucher fasziniert. Wir sind nämlich in einer kleinen Truppe gefahren mit einem versierten Leiter, vermittelt durch den Activity Guide von Kamloops.
Wie haben dabei auch gleich noch geologisch und geographisch interessante Dinge über unsere Region hier erfahren. Zum Beispiel, dass hier eigentlich gar keine Berge sind, sondern dass wir, und vor allem die Leute von Savona (waren wir letztes Wochenende, ihr erinnert euch und dort in der Nähe war auch "unser" Berg) in einem früheren See leben, eben dem Lake McAbee. Wenn man sich die Berge hier so ansieht, und vielleicht sind auch schon einige Fotos dabei gewesen, auf denen ihr es sehen könnt, sind sie tatsächlich wie ein altes Ufer geformt - oder vielmehr, wie mehrere, denn der Wasserspiegel (ja, das war Gletscherwasser) sank mehrfach, so dass sich teilweise in mehreren Schichten ein altes Ufer abzeichnet. Alle paar hundert Meter oder so. Faszinierend. Und ein wenig angsteinflößend, denn wir sind heute mitten durch diesen "See" gefahren und es sah wirklich wie ein Seengrund aus, nur eben ohne Wasser und das ist schon ein seltsames Gefühl..


hier ein Teil von Dans Funden: oben ein Blatt und etwas von einem Fisch sowie eine wirklich schön erhaltene Nadel, unten eine Zypressenartige mit verschiedenen anderen Fossilien dabei und ein Laubblatt

eine Auswahl aus meinen Funden:


hier in der Mitte der Fisch, der noch weiter freigelegt werden muss!

und zum Schluss noch nachträgliche Bilder von unserem verregneten Strandausflug am Donnerstag: am North Shore-Ufer mit Blick in Richtung Süden (Altstadt und Uni)

2007/09/21

Rückblick auf die dritte Uniwoche

Wieder einmal ist der Freitag über uns herein gebrochen und eine weitere Woche in Kamloops ist vergangen, Grund genug für einen neuen Wochenrückblick.
Das Wetter war die letzten Tage weniger gut als zuvor, denn es hat, vor allem gestern, tatsächlich geregnet, war ab und zu wolkig und grau. Allerdings gab es zwischendurch auch immer wieder einen blauen Himmel und die Temperaturen lagen wenigstens um die 18 Grad, mit Sonne aber weit darüber. Das war dennoch kein Grund, in der Uni die Klimaanlagen abzustellen, sodass wir weiterhin mit Zugluft und Energieverschwendung zu kämpfen haben. Am kommenden Montag aber ist TRU ECO-Treffen und wir hoffen, dass wir wenigstens in dieser Hinsicht etwas bewirken können während wir hier sind.
Abgesehen vom Wetter war die Woche wieder enmal sehr schön, aber stressreich. Es gab nämlich ein großes Kuddelmuddel um mein Vordiplomsthema (die Hausarbeit, die ja noch aussteht), das jetzt aber heute endlich geklärt ist. Problem war, dass der Brief, der schon am Donnerstag der letzten Woche hätte eintrudeln sollen, meine Großeltern nie erreicht hat, obwohl ich eine Postumleitung veranlasst hatte. Das Thema konnte mir mein Prüfungsamt nicht mitteilen, weil es in geschlossenem Umschlag weiterverschickt wird. Dann kam aber meine Ma auf die Idee, dass die Uni vielleicht einen anderen Briefdienst nutzt, der ja nichts von meiner Abwesenheit weiß, und so war es dann auch. Nele hat also in Hildesheim meine mit Briefkastenschlüssel ausgestattete Nachbarin konsultiert und die wiederum hat meiner Ma heute per Telefon das Thema durchgegeben, denn der Brief war tatsächlich in meinem Hildesheimer Briefkasten gelandet.. Jetzt kann ich endlich die Arbeit fertig schreiben und dann nach diesem Wochenende an Anna schicken, die sie gemeinsam mit ihrer eigenen Vordiplomsarbeit am Donnerstag im Prüfungsamt abgibt. Was für ein Chaos! Und wieviele schlaflose Nächte! Nervenkitzel!
Hier an der TRU ist momentan noch alles relativ ruhig. Letzten Donnerstag hatten wir ja den ersten kurzen Test hinter uns gebracht - Interpretation der ersten 6 Verse des 1. Psalms aus der Bibel. Richtig geraten, war natürlich in unserem Kurs zu biblischen und klassischen Hintergründen in englischer Literatur, wo wir diese Woche endlich mit dem Lesen der Genesis fertig geworden sind. Jedenfalls habe ich weniger Rechtschreib- und Grammatikfehler als gedacht, was mich zuversichtlich stimmt. Habe ein A- (also quasi 1-) erhalten, Dan ein B (also 2), aber er hat auch nur etwa halb so viel geschrieben wie ich..
Außerdem wurde unser erster abzugebener Essay auf übernächste Woche verschoben, was uns natürlich freut, denn unsere enthusiastische Dozentin im Kurs zur kanadischen Literatur hängt schon jetzt eine ganze Stunde mit dem Stoff hinterher.. wir haben die Literatur aus der Entdeckerzeit und den Anfängen der Kolonialisierung noch immer nicht beendet.
Dann hatte Dan eine unglaubliche Begebenheit, über die er und unsere Canadian Studies-Dozentin Ginny noch immer den Kopf schütteln: Es galt, sich aus einer Auswahl von Büchern für eines zu entscheiden, das erst schriftlich, dann mündlich analysiert werden soll. Dan suchte sich das Kuba-Kanada-Thema aus, wie er ja bereits erzählt hat als er über die Veranstaltung letzten Donnerstag schrieb. Jedenfalls stellte er diese Woche fest, dass sich jemand die Frechheit erlaubt hat, Dans Namen auf der Liste, die an der Tür der Dozentin hängt, durchzustreichen und seinen eigenen Namen dazu zu schreiben. Dan natürlich hat jetzt selbiges getan und Ginny wird am Montag anonym mal was zu dem Fall sagen.. Nur dumm, dass Dan deshalb das dazugehörige Buch aus der Bibliothek in Williams Lake für einen Dollar bestellen musste und es nicht verlängern kann, während besagter anderer Studi jetzt das Buch liest, das er gar nicht vorstellen wird..
Erfreuliches gab es aber auch: diese Woche hat das Recreation Center der Uni mit kostenlosem Essen auf sich aufmerksam gemacht. Am Dienstag gab es wohl gegrillte Maiskolben, das hat aber nur Dan mitbekommen. Mittwoch gab es eine kleine Pizza für jeden, der rechtzeitig kam, und einen furchtbar süßen Fruchtsmoothie mit Passionsfruchtglibber zwischen dem Saft (nein, war eigentlich ganz in Ordnung, nur der Glibber hat mich so überrascht.. war ja ein geschlossener Becher mit Trinkhalm, wie das hier eben so ist). Gestern dann haben wir Rührei mit zwei kleinen gegrillten Würstchen abgefasst mit zwei Pancakes obendrauf und süßem Sirup. Interessante Kombination, aber insgesamt lecker. Dazu gab es ein kleines Trinkpäckchen Saft. So ist das hier in Nordamerika, alle Firmen werben intensiv um ihre jungen Kunden und sponsorn daher gerne auch mal ein Mittagessen, wenn sie angefragt werden. Der Smoothie etwa war von einem neuen Smoothieladen, der in Kamloops gerade eröffnet hat, das gestrige Menü vom Lions Club etc.
Außerdem habe ich meinen Kunstgeschichtskurs gestrichen, weil mir der Dozent auf den Senkel geht, vor allem mit seinem Nichtwissen ("Wie hieß nochmal das große Museum in Paris?") und seinem negativ vorhandenen Enthusiasmus. Ich musste jedesmal ein großes Kapitel aus dem Kunstgeschichtsbuch lesen, was mich ja nicht stört, aber er bespricht dazu nichts, wir müssen alles nur auswendig lernen für die Exams; im gleichen Atemzug aber sagt er, er weiß ja gar nicht, wie er jedesmal die drei Stunden füllen soll, die wir haben und überhaupt ist das Semester ja so wahnsinnig lang (alle anderen Dozenten wissen nicht, wie sie all ihren Stoff schaffen sollen..). Er bezeichnet sich als großen Experten europäischer Kunst, spricht aber alle Namen, sogar die Französischen, jedesmal so seltsam englisch aus, dass ich erst weiß, wovon er redet, wenn er ein Dia dazu zeigt. Meine Kunstlehrerin aus Schulzeiten hat zumindest versucht, uns beizubringen, wie die Maler sich in Landessprache nannten. Er hat aber in London studiert und überhaupt war er schon mal in Europa, was ihn ja total qualifiziert. Ich jedenfalls habe keine Lust auf langweilige Stunden, Texte, die mir nur was brächten, wenn wir darüber diskutieren würden und Exams, die nur aus Auswendiglernen bestehen. Nein danke, das spare ich mir, in der Moderne kenne ich mich auch ausreichend aus, hatte eben nur gehofft, auf Uniniveau mal Kunstgeschichte machen zu können und zu sehen, wie Nichteuropäer auf unsere Kunst blicken. Also ein Kurs weniger, auch nicht unbedingt von Nachteil.
Gestern Abend waren wir übrigens nach der Uni noch am Strand hier um die Ecke, allerdings schlechtes Timing, denn als wir gerade das Ufer des Flusses erreicht hatten, begann ein neuerliches Regnen, sodass wir uns schnell wieder auf den Rückzug gemacht haben. Schön war es dennoch - wollte ja schon seit wir hier sind mal zum "Strand" und der Rückweg war eigentlich ganz witzig, denn wir haben mit nem Kiefernzapfen Fußball angedeutet und lustige Lieder gesungen bis wir ganz nass wieder in Gens Küche standen, die uns zwei begossenen Pudel urkomisch fand.

2007/09/15

Kamloops Lake und endlich ein Boot

Mein zweiter Eintrag des (nun schon gestrigen) Tages widmet sich unserem Ausflug zum Kamloops Lake. Man stelle sich vor: die zwei Thompson Rivers, die hier in der Stadt zusammenkommen, fließen weiter nach Westen und werden hinter der Stadt zu einem sehr sehr langen (29 km), aber schmalen (1,6 km breit) See, der aussieht wie ein Bumerang, mit einem Knick drin. Ans andere Ende des Sees, nach Savona, sind wir mit dem alten, wegen des defekten Auspuffs unheimlich lauten und bergauf nach Abgas stinkenden Honda von Genevieve gefahren. Meist am See entlang, aber natürlich mussten wir die Berge hoch und wieder runter usw, das heißt wir hatten es weniger bequem als der See. Dan hatte jedenfalls gelesen, dass es dort in Savona einen Kanuverleih gibt. Nachdem wir erst einmal quer durch den Ort gefahren sind, der traumhaft idyllisch ist, total gepflegt, recht klein, inmitten fast unberührter Natur, haben wir dann den angeblichen Verleih gefunden. Es war aber niemand da, überhaupt sah es mehr aus, als wäre die Saison schon vorbei oder zumindest Mittagspause, wobei letzteres unsere Hoffnung war. Also Auto parken, Zettel an die Scheibe geklemmt und erst mal in der Mittagssonne bei über 30 Grad am Strand entlang. Ich war einmal mehr froh, meine Halbstiefel angezogen zu haben, obwohl sie gefüttert sind. Aber da der Strand maßgeblich, fast ausschließlich, aus verschieden großen Steinen bestand, hätte ich mir andernfalls wohl die Knöchel gebrochen. So war es zwar warm am Fuß, aber tolles Wandern. Viel passiert ist diesmal nicht unbedingt, für Eichhörner und Elche (haben wir erwähnt, dass wir letztes Wochenende auch Elche oder was auch immer haben röhren hören?) war es eher auch zu steinig und zu unwaldig obendrein. Dafür gab es Strandspinnen in Massen, die immer dann vorbeischnellten, wenn man einen besonders schönen Stein gefunden hatte und ihn aufhob (meine Tasche wurde schwerer und schwerer), außerdem gab es ein paar Pflänzlein, viel glatt gewaschenes Holz, ewig lange Güterzüge, die am anderen Ufer am Berg entlang fuhren und natürlich Steine. Steine über Steine. Aber keine langweiligen, sondern rote und grüne und blaue und alle möglichen Farben. Meine Lieblinge sind ein weißer runder Stein mit roten, erhabenen und zum Teil glitzernden Ornamenten darauf, ein ganz kleiner tropfenförmiger, der außen grünlich und innen (er ist an einer Ecke abgeplatzt, daher sieht man es) strahlend blau ist und für den ich mir eine Fassung machen lassen werde, ein rostiger roter mit Loch, ein Stein mit tausend winzigen Löchern, in denen, wie Genevieve vermutet, kugelförmige Versteinerungen von Muscheln in allen Farben wohnen und die Druse, die ihr auf einem der Fotos seht. Sie ist die erste Druse, die ich selbst gefunden habe. Als Druse wird ein Mineral bezeichnet, das einen Hohlraum in sich hat, in welchem über die Zeit (lange Zeit) Kristalle gewachsen sind, nur zur Info, für die, die es nicht kennen. Früher habe ich ja einmal Mineralien und (Halb-)Edelsteine gesammelt und kenne mich daher ein wenig aus und bin jetzt über diesen Fund unglaublich glücklich. Selbst, wenn wir kein Boot mehr gefunden hätten und der Tag ab dann nur noch schief gelaufen wäre - meiner Freude wäre nicht beizukommen gewesen. Aber genug der Schwärmerei. Anfangs haben wir uns gefragt, ob es überhaupt Muscheln gibt, denn es ist ja kein Meer, aber dann haben wir doch ein paar wenige gefunden. Irgendwann sind wir wieder umgedreht, zurück zum Auto, in der Hoffnung, die Bootsvermieter wären nun da.
Sie waren da. Aber nur privat. Inzwischen hatte die Verleiherin nämlich "real work" gefunden und daher gab es keine Kanus mehr. Nun denn. Aber sie wusste auch genau, dass es nirgendwo am Kamloops Lake einen einzigen Verleih gibt. Zu wenig Nachfrage. Dumm gelaufen. Wir wollten schon wieder nach Hause fahren, da kam ich auf die Idee, den kurz vor Savona ausgeschilderten Tunkwa Lake zu suchen. Gesagt, getan, Dan quälte den Honda steil den nächsten Berg hinauf, um die Serpentinen bis nach ganz oben. Dort endlich kamen wir zunächst einmal an einen Salzsee, wie wir schon ähnliche, aber mit weniger Wasser und mehr Salz, bereits vom Highway aus gesehen hatten. Aber dort kann man ja nicht einfach so anhalten und schauen gehen. Hier schon, also sind wir ran zum See und, natürlich, gekostet. Das heißt, nachdem wir mindestens 50 Heuschrecken aufgejagt hatten. Der See jedenfalls war, wenn auch nur gering, salzig. Und die Luft roch wie die Hallenser Saline. Dan sagte, wie alte Bonbons. Wie dem auch sei, sie roch, wie Salz eben riecht, wenn es noch nicht nach tausenderlanger Bearbeitung im Streuer gelandet ist.
Dann ging es weiter zum Tunkwa-See, der auch bald kam und dort gab es dann endlich Boote. Zwar nur Motor- und Ruder-, aber immerhin. Wir wählten das Ruderboot. Und dann hat uns Dan 2 Stunden über den überschaubaren See manövriert. Dabei gab es Haubentaucher zu sehen und fliegende Forellen (dieser kleine See ist, wie ich gerade von Dan erfahre, 1993 der Weltmeisterschaftsaustragungsort fürs Fliegenfischen gewesen), große Libellen und viel Wasser. Zwischendurch gab es auch eine Picknickpause mitten auf dem See mit selbst geschmierten Broten und Banane. Kurz nach fünf war dann Heimweg angesagt, wir sind schließlich immernoch Katzenersatzeltern und die Miezen sollen nicht so lange alleine draußen sein, sagt Gen. Und wo sie recht hat, hat sie recht, denn als Mokka irgendwann von seinem Ausflug wiederkam, hatte er nicht nur mal wieder Fell bei einem Kampf verloren, sondern sich auch gleich richtig eine langen lassen, sodass er nun eine vorzeigbare Wunde hat. Heute gibts dafür Hausarrest, wir wollten ja nicht, dass er zum Krüppel wird bis Gen wiederkommt (was heute geschah, aber sie ist schon wieder weg, Levon bis morgen besuchen, der ja seit über einer Woche auch fort ist und auch noch drei Wochen fort bleibt).
Ein schöner Tag also, aber wieder kein Kanu. Das bleibt uns somit offen für eines der nächsten Wochenenden. Muss ja auch spannend bleiben für euch. Und die Bärenjagd kommt auch noch, Julia, wir tun alles in unserer Macht stehende.
Hier seht ihr einen der vielen Trucks mit Holzladung, die ständig hier herumrauschen und den Weg nach Savona.

Ein kleiner Halt, um die Aussicht zu genießen an einer Haltebucht. Rechts und links der Kamloops Lake, in der Mitte Dan und der Honda.

In Savona angekommen, aber noch nicht am Kanuverleih.

Spaziergang am Steinstrand, weil der Kanuverleih zu hat.

Wasser, Dan, viele Steine, etwas Holz, einige Federn, Julie und ein Herz :)

Wer suchet, der findet: links Strandspinne, mitte Teil eines Elchknochens, rechts ein großer Stein mit Muster.

Hier der See einmal noch von der Straße aus und rechts vom Strand.

Druse gefunden in den Weiten der Steine! Auch Dan sucht fleißig weiter.

Links ein Zug und recht ein Zug und in der Mitte beide.

Muschel, Häuptling Dan und ein tapferes Pflänzchen mitten in toter Natur.

Auf dem Weg zum Tunkwa Lake ging es durch Wald und Feld und viel bergauf.

Ein Salzsee - Salz am Ufer und Salz an den Baumstämmen (genau hinsehen!).

Salzufer, besalzte Pflanzen im Wasser und Salzgestrüpp.

Endlich am Tunkwa Lake bzw auf ihm mit Ruderboot und Steuermann Dan.

Ein Haubentaucher, Dan manövriert und dann ist die Zeit auch schon um und es geht zurück.

Der Heimweg schon mit Abendsonne und wieder einmal Kühe im Weg.

Bergige und kurvige Straßen auf dem Rückweg.

Pause zum Aussichtgenießen an einem Scenic Lookout und weiter, vorbei an vielen anderen Salzseen.


Wieder in Kamloops angekommen - ein schöner Tag geht vorbei.

Wochenrückblick

Wahrscheinlich fragt ihr euch schon, ob ich überhaupt noch da bin, hab ja die ganze Woche seit Montag nichts geschrieben. Das liegt aber vor allem daran, dass ich hier immer fleißig unsere Hausaufgaben mache und die Vorlesungen besuche, während Dan sich nen Bunten macht mit kostenlosem Essen, Kuba und Kunst.. Nur ein Spaß. Aber wir hatten wirklich viel zu tun diese Woche, Donnerstag gab es schon den ersten Test in unserem Bibel/Klassikkurs. Wir mussten den ersten Psalm auseinandernehmen, damit unser Dozent weiß, ob wir textnah lesen können, wie wir so schreiben und ob wir tausend Fehler machen. Für die sechs Verse hatten wir übertriebene 45 Minuten, weshalb ich natürlich glatt den fünften vergessen hab und sowohl Dan als auch ich haben verpeilt, dass der Prof gesagt hat, wir mögen bitte zweizeilig schreiben, damit er kommentieren kann. Nun denn, mal sehen, was es wird. Aber es macht ja auch nur 5% der Endnote aus.
Ansonsten hatte ich eine interessante Woche. Seit Mittwoch fühle ich mich plötzlich sehr europäisch, viel weniger deutsch (wenn ich mich überhaupt je deutsch gefühlt habe). Ich weiß nicht, wie es kommt, aber wir haben auch im Theaterkurs über die Identität der Kanadier geredet, die ja wie gesagt sehr schwierig festzumachen ist und plötzlich verglich Jim, der Dozent, Kanada mit Deutschland und hieß mich offiziell für alle willkommen. Er meinte, eine Parallele gibt es insofern, als dass auch wir momentan nach einer Identität suchen würden, weil wir uns auf unsere Geschichte nicht so recht berufen können bzw wollen. Ähnlich ging es ja auch den Aboriginies in Kanada und bis heute lässt sich Kanadas Identität ja schlecht an Geschichte festmachen, weil die einen hier eben schon immer waren und die anderen erst seit maximal dreihundert Jahren hier sind. Dabei jedenfalls fiel mir auf, was mein Hildesheimer Literaturprof seit dem ersten Semester predigt, nämlich, dass wir Europäer insgesamt recht gemeinsame Wurzeln haben, eine ähnlich alte und eine zusammengehörende Geschichte, alle (oder fast alle) christlich geprägt. Und auch wenn sich die Mentalität eines Franzosen sich unglaublich von der eines Deutschen und wiederum der eines Schweizers unterscheidet, irgendwie gehören wir doch zusammen und haben viel mehr gemeinsam als wir glauben.
Ergo: Ich bin Europäerin neuerdings. Und ihr?

2007/09/14

streberdasein, konferenz und kostenloses essen..

um nicht als totaler streber zu gelten und vor allem, um nicht meine gesamte zeit hier mit lesen, schreiben und denken zu vergeuxxxxbringen, habe ich, wie schon gelesen, einen meiner fünf kurse abgewählt. die dazugehörigen bücher sind schon wieder zum laden zurückgebracht. 45 $ zurück aufm konto, yay. außerdem durfte ich heute dem Canadian literature-kurs fernbleiben, um mir einen teil einer konferenz anzuhören, die zur zeit auf dem campus stattfindet. der name ist ein bisschen unhandlich ("Still the 'Last Best West' or Just Like the Rest?"), aber die beiträge sind zum teil ganz spannend. ich habe mir also den beitrag von Raul Rodriguez Rodriguez über die interessante dreiecksbeziehung zwischen Kuba, Kanada und den USA angehört und mir fleißig notizen gemacht. das ganze lässt sich nämlich prima in Canadian Studies verwursten. mein essay-thema in diesem kurs ist fast exakt dasselbe. nach dem konferenzbeitrag bin ich noch zur eröffnung der zur konferenz gehörigen kunstausstellung gegangen, um mir die kunst anzusehen und das leckere kostenlose essen wegzumampfen. "catering by earl's restaurant", da muss man mal zum essen hingehen, glaub ich.
so, das reicht euch jetzt völlig. Julie schreibt aber nachher vielleicht trotzdem noch was. bye now.

2007/09/11

Sehr viel Kanadisches und noch mehr Sonne

Heute habe ich schon eher Schluss als Dan, der gerade noch fleißig seinen letzten beiden Kursen dieses Tages folgt. Ich bin schon zu Hause und werde mich gleich an Hausaufgaben und Hausarbeit setzen, auch wenn es schwer fällt, denn die Sonne scheint unglaublich und draußen ist es so warm, dass ich spontan wieder ins Haus gegangen bin zum Arbeiten. Ich hoffe aber natürlich, dass das gute Wetter sich noch ein paar Wochen hält, damit noch viele Ausflüge ins Land folgen können.
Heute hatten wir erstmals "Canadian Studies", das heißt morgens eine zweistündige Vorlesung, nachmittags das einstündige Seminar dazu, das Dan und ich übrigens getrennt voneinander haben, weil unser Stundenplan eben doch nicht immer der gleiche ist. Haben wir eigentlich schon erwähnt, dass eine Stunde hier tatsächlich eine Stunde meint? Beziehungsweise beginnt man x.30 und hört x.20 auf, sodass es mindestens 50 Minuten sind, bei Doppel- oder Dreierstunden aber immer die volle Stunde mit einschließt. Ja, so anstrengend ist das Lernen hier.
Aber zurück zu den kanadischen Studien. Sicher erwartet ihr spätestens hier die Antwort auf die bisher von uns umgangene Frage: Wie sind Kandier? Wer sind diese Leute, was ist charakteristisch? Nun ja, das ist gar nicht so einfach, ich verweise da nur an meine Versuche, kanadisches Essen zu kochen ganz am Anfang. Und dann dabei feststellen musste, dass es bis auf einige spezielle Abwandlungen von Gerichten, nicht existiert, sondern bunt aus allen Menüs der Welt zusammen gemischt ist. Natürlich durch amerikanischen Einfluss viel Fast Food, noch mehr als bei uns (siehe Eintrag vom Freitag..), aber das ist ja ein genereller Trend. Ähnlich jedenfalls die Kandaier. Ein Kanadier ist nämlich auch mehr so jemand, der alles sein kann, aber eben weniger typisch kanadisch. Wobei heute in einer Diskussion zu diesem Thema für mich die Quintessenz war (was ich auch schon vorher unterschwellig bemerkt hatte) ist, dass Kanadier sich mehr darüber definieren, NICHT US-Amerikaner zu sein. Jemand im Kurs formulierte ganz treffend, dass viele wohl nicht sonderlich über die eigene, kanadische Politik bescheid wissen, aber über die der USA, weil sie den Fernseher laufen lassen, wenn Mr. Bush sich zum Löffel macht (und sich darüber freuen), bei Stephen Harper aber mit der Einstellung "Whatever" abschalten. Wobei ich finde, dass Kanadier gar nicht so weit von ihren Nachbarn entfernt sind, wie sie es sich vorstellen. Dan sprach irgendwann bereits Dinge an wie Verschwendung von Wasser und Strom, große Autos etc..
Aber es gab heute auch noch eine andere Theorie, die uns unsere Dozentin kurz vorgestellt hat. Nämlich sagt John Ralston Saul, dass Kanadier den Skandinaviern sehr ähnlich sind. Zum Teil mag das auch stimmen, denn zum Beispiel die "Comfort Zone", also der Bereich, den man als Abstand um sich herum zum Nächsten wahrt, ist etwa ähnlich groß und damit riesig im Vergleich zu der meinigen etwa, die auch schon größer sein dürfte als die eines Ruhrpottlers, denn sie ergibt sich immer ganz natürlich aus der Menge Platz, die man im Land so um sich hat und in Mecklenburg leben ja doch nicht soooo viele Menschen. Aber in Kanada eben noch weniger..
Und am Wochenende habe ich auch ganz live und hautnah festgestellt, dass Geographie, Pflanzen, Tiere an Norwegen und Schweden erinnern. Auf die Wasserfälle und ganz großen Berge mit Schnee freue ich mich auch schon, obwohl ich in Norwegen ja mehr als genug davon hatte.
Im Übrigen ist Dan doch schon da, denn er wird den letzten Kurs bleiben lassen, weil er sonst seine Hausaufgaben zum Dienstag nicht schafft, die er erst Montag bekommt. Aber vielleicht sucht er sich ja noch einen Mittwochskurs, dann muss ich nicht immer alleine zur Uni an dem Tag.
Zu guter letzt möchte ich meine lieben Großeltern hier begrüßen, die mit ein wenig Hilfe nun auch den Weg ins Blog gefunden haben. Hallo Omi und Opi! Wie schön, dass ihr da seid und nun auch ab und zu einen Kommentar schreiben könnt! Und wo ich gerade beim Grüßen bin: natürlich winke ich jetzt auch allen anderen Familienmitgliedern von uns beiden, allen lieben Freunden und jedem, der hier von Zeit zu Zeit vorbei schaut! Eine dicke Sonderknuddelung vor allem an unseren Dauerkommentator Alex und noch eine an Julia und Henes, die ja auch noch nicht lange bei uns sind. So, das wars aber nun erst mal.

2007/09/10

jetzt fehlen nur noch die drei Tiger

Zu guter letzt meiner heutigen Fotowut gibt es jetzt noch Mr T., Mokka und die Dame des Hauses Nico. Das sind also die drei Racker, die mich heute Nacht den Schlaf gekostet haben und gerade zu dritt mit der von Nico gejagten Maus spielen. Voilà:



und hinterher gleich noch haus und hof





Damit ihr wisst, wie königlich wir hier nun leben, poste ich gleich noch ein paar Bilder vom Haus von außen und den Zimmern innen. Wir haben einen Raum im Keller ganz für uns, dazu ein Bad und eine Dusche, außerdem können wir den gesamten Kellerraum mitbenutzen, in dem Sofa und Tisch stehen und seit neuestem auch ein Schreibtisch, den George für uns besorgt hat. Wir haben ihn natürlich gleich mit unseren Büchern in Beschlag genommen wie man sehen kann.
Die Treppe nach oben führt dann direkt in den kleinen Flur zur Küche und zur Hintertür zum Garten. Durch die Küche kommt man in den Essbereich, dann weiter ins Wohnzimmer und schließlich zur Vordertür. Irgendwo seitlich sind das Arbeits- und Schlafzimmer von Gen und George.
Jetzt wisst ihr bescheid und könnt ganz neidisch auf unser tolles Leben hier sein ;)

jetzt gibts die versprochenen flora-fauna-wander-fotos

Hallo ihr lieben Leser. Heute gibt es eine ausnahmsweise mal etwas größere Auswahl von all den tollen Pflanzen und Tieren, die wir sichten konnten und von uns inmitten von Wald und Pfad und See. Viel Vergnügen!