2007/10/28

gruusel..

Gähn, bin ich müde. Und: iih, wie sieht denn die Küche aus? Sind gerade aus dem Bett gekrochen und die Reste von Genevieves gestriger Halloween-Fete sind scheinbar überall verteilt. Das sieht nach Putzen aus - da schreib ich euch doch lieber einen netten Bericht über unsere bisherigen Halloween- Erfahrungen..
Gestern vormittag haben wir traditionell gemeinsam mit Gen Kürbisse ausgehöhlt und bearbeitet. Unsere fertigen Kunstwerke werden jetzt auch für ein paar Tage vor dem Haus leuchten und hoffentlich böse, Süßigkeiten erbettelnde Kinder vertreiben. Jedenfalls war es eine riesige Sauerei, den ganzen Schlamm herauszuholen. Das Ausschneiden ging dann dafür erstaunlich gut. Ich habe für Gen einen Piraten-Totenkopf geschnitten, denn sie hat überall diese stilisierten Totenköpfe auf ihren Klamotten, als Anhänger etc. Gens 'Jack-O'-Lantern' (denn so heißen die fertigen Produkte hier) ist ein kleines Teufelchen mit Teufelsohren geworden.
Am Abend war dann kostümieren angesagt und glücklicherweise ging es, wie hier sonst sehr üblich, nicht schon um sieben los und war dann um zehn vorbei, sondern die insgesamt recht sympathischen Gäste haben bis in die Morgenstunden hinein die Wohnung zerstört ;). Wir hatten erstaunlich viele Natives dabei (Gen war einer davon und alle haben fortlaufend ihre Federpracht verloren), Dan und ich waren wie ja bereits angekündigt Bürger des antiken Griechenlands, außerdem gab es ein sehr kultiges und reimendes Kanguru (auf kangaroo lässt sich im Englischen prima dichten), eine schlimm verletzte Prostituiterte, Jack the Ripper inklusive in Gehstock versteckter säbelartiger Waffe sowie eine sehr kurzberockte Krankenschwester, einen Narzisserich (oder so, jedenfalls war er unten grün und oben gelb) und vieles Andere. Auch ein lebender Kürbis hat sich in einem, nun ja, Kinderkostüm auf die Feier getraut - es war unsere geliebte Emily, die wir aus Canadian Studies als sich ständig meldende und ihr Wissen verbreitende Nervensäge kennen..
Was alle Verkleideten verband: eine ziemlich große Menge Alkohol wurde in recht kurzer Zeit vernichtet und ab circa um zehn ging es gut vorwärts. Cola-Whisky-Mischungen landeten auf der Anrichte, Unterwäsche-Fotos wurden gegenseitig geschossen, das Känguruh füllte sich den Beutel mit Bierdosen, eine Stromstöße abgebende Fliegenklatsche (eher -killmaschine) wurde zerbrochen und das Stromende als Elektroschocker missbraucht, Gläser metamorphierten in Scherben, verschiedene Kostümierte kugelten sich ringend auf dem Boden und die Katzen flüchteten in den Keller. Gen kommentierte mit: wir sind heute alle erstaunlich anständig und Dan und ich grinsten uns unseren Teil. Betrunkene Känguruhs sind aber auch zu witzig..
Irgendwann gegen halb drei haben wir beide uns dann ins Bett verabschiedet und damit glatt noch den letzten Gast verpasst, den wir erst heute früh in Genevieves stolzer Schandfotos-Sammlung auf der Digicam kennen gelernt haben. Ich weiß ja nicht, wie das bei euch allen so ist, aber meine bisherigen Parties waren irgendwie weniger zerstörerisch - und vor allem war der Prozess des Betrunken-Werdens ein längerer; schließlich will man ja auch noch was von der Feier mitbekommen. Oder so.
So weit also zu meinen Halloween-Feten-Eindrücken. Jetzt wird geputzt, zumindest die Küche so weit in Ordnung gebracht, dass wir zwei da frühstücken können. Prost!


(If anyone wants his photo to be removed: please write a short commentary and it will be done immediately)

2007/10/27

Hockey!

Hallo ihr alle,

wieder einmal aufregende Neuigkeiten: gestern waren wir endlich mal bei einem Spiel des hiesigen Nationalsports. Die Karten gab's günstig für 5 Dollar, weil unsere internationalen Koordinatorinnen Karie und Kari den Abend für uns organisiert hatten. Es spielten die Blazers, Hockeymannschaft von Kamloops, gegen Kelowna. Um sieben war Anstoß (heißt das überhaupt so?) und wir saßen prima zwischen all unseren internationalen Kommilitonen direkt hinter einem der Tore. In der Hand einen Lemon-Kirsch-Pop mit echter Zitrone drin (also ein Limogetränk, um es mal einfach auszudrücken) und eine Burrito-Rolle mit Gehacktem, später auch einen Eimer -salziges- Popcorn. So nordamerikanisch getarnt konnte also nichts mehr schief gehen.
Für alle, die eine kurze Einführung ins Hockey brauchen: Es gibt einen kleinen schwarzen Puck, der im Prinzip wie beim Fußball von den Spielern ins Tor geschossen werden muss, allerdings mit dem Eishockeyschläger, den man sich gerne auch aus Carbon für mehrere hundert Dollar kaufen kann, und der Schwierigkeitsgrad ist auf Grund der rutschigen Oberfläche des Bodens erhöht ;). Es gibt drei Halb- äh, Drittelzeiten à 20 Minuten mit jeweils 18 Minuten Pause dazwischen und die Spieler werden alle paar Minuten komplett ausgetauscht, weil ja Eislaufen auch anstrengend ist. Dafür gibt es aber auch nur fünf von jeder Mannschaft auf dem Feld plus Torwart. Alle sind gut gepolstert, nur die armen Schiedsrichter nicht.
Los ging es aber zunächst einmal mit der kanadischen Nationalhymne, die übrigens mit seitlich hängenden Armen gesungen wird, nicht mit Hand auf dem Herz oder so. Aber im Stehen natürlich. Als alle wieder saßen, ging's dann endlich vorwärts. Das heißt vorwärts nicht richtig, denn der erste Durchgang war recht lahm. Er endete schließlich mit einem gegnerischen Tor. Wenigstens was.
Die erste Pause wurde dann von der Mininachwuchsmannschaft zum Spielen genutzt. Wirklich knuddelig. Das Dackelmaskottchen stand im Tor und hielt die Bälle bzw. eher nicht. Dann war schließlich nochmal die Eismaschine mit Glätten dran und weiter gings.
So langsam kamen die Spieler in Fahrt, obwohl die Fans sich mit Anfeuerungen immernoch bedeckt hielten (vereinzelte Rufe mal ausgeklammert). Es fielen dann auch weitere Tore, um genau zu sein 4 und alle von den Blazers geschossen. Supi, dachten wir uns, so kann's weitergehen, aber es sollte zur Abwechslung auch mal ein Tor da fallen, wo wir sitzen, denn bisher war das ausschließlich auf der gegenüberliegenden Seite passiert (nach der Pause ist auch hier Seitenwechsel). Bisher war auch alles friedlich, keine größeren Schlägereien, wenn auch ein Spieler verletzt vom Platz getragen werden musste. Aber die Schieris waren alle noch einsatzfähig, die Schläger noch heile (wenn sie auch ab und zu verloren wurden im Gerammel) und auch die Tore noch ganz.
Mit einem Stand von 4:1 ging's also in die zweite Pause. Diesmal war Kommerz angesagt - drei schicke, neue, reisige Autos wurden aufs Eis gefahren und rotierten am Rand, während in der Mitte zwei Sumoringerinnnen (in aufblasbaren Sumokostümen..) für irgendeine Freizeitveranstaltungsfirma warben und zwei Mädels mit Kamloops-Werbung übers Eis schlitterten. Übrigens gab es auch während des Spiels bei Unterbrechungen etc. immer wieder kleine Werbekomplexe, der Kommentator ließ etwa zwei Muttis im Umarmen ihrer ganzen Sitzreihe gegeneinander antreten, um drei Pizzen von Boston Pizza zu gewinnen; Kaffee gab's für die Reihe, die den meisten Lärm machen konnte; die McDonalds-Gewinner-Kinder des Tages wurden eingeblendet und winkten wie bekloppt (weil sie als Preis eben hier beim Spiel sein konnten) und so weiter. Am meisten Applaus erhielt ein junger Mann, der seiner Liebsten einen Heiratsantrag gemacht hat - vor laufender Kamera im Stadion. Übrigens wurden auch wir internationalen Gäste der TRU "von Asien, Europa, Skandinavien (?), den USA und Afrika" begrüßt und ein Schwenk ging durch unsere Reihen. Nachdem jedenfalls die Sumoringer und teuren Autos von der Eisfläche gerollt worden waren, war wieder die Eismaschine dran und währenddessen wurde auf Anweisung des Kommentators 10 Minuten wild für 50 Dollar getanzt.
In der dritten Spielphase ging dann endlich unser brennender Wunsch in Erfüllung, dass doch bitte auch auf unserer Seite mal ein Puck ins Tor gehen soll; nur die Massenschlägerei, die sich Matze (aus Erfurt) so gewünscht hatte, blieb aus. Der Endstand war dann 5:3. Die Blazers haben also gesiegt und drum freun wir uns schon auf nächste Woche - da gehts nämlich zum Basketball. Es wird unsere Unimannschaft, Wolfpack, antreten und diesmal ist dann sogar Pizza und ein Pop (Getränk) im Preis eingeschlossen.
Für euch bis dahin weiter das Versprechen auf Fotos vom letzten Wochenende - war bisher nur leider mit Gesundwerden (ja, Dan hat mich und auch Genevieve irgendwie angesteckt..) und Kostümnähen beschäftigt. Jetzt erst mal ein paar Bilder vom Spiel.
Was ich natürlich nicht versäumen will: Hallo Marie, ich grüße dich. Danke für deine Nachricht und den witzigsten aller Kostümvorschläge ;) Lass dich von Maike nicht ärgern, bell zurück und pass aufs eisige Hildesheim auf! Grüße auch mal an Jürgen und Petra, die hier vielleicht bald mit Alex beim Kommentieren in Konkurrenz treten..

Hier die Blazers (blau-orange) und das gegnerische Team (weiß) beim Aufwärmen und schließlich im Spiel

Auch fürs leibliche Wohl muss gesorgt sein!

Die Pausenunterhaltung: Zwergenmannschaft mit Maskottchen im Tor und Sumoringer-Auto-Werbung

2007/10/25

waschtag und fahrradfotos

heute war bei mir waschtag. während Julie in der uni war, hab ich emails geschrieben und mich um die wäsche gekümmert. alles nicht dazu angetan, die werte leserschaft zu begeistern, ich weiß.
aber es gab einige ungeduldige nachfragen aus der zielgruppe betreffs fotos unserer neuen fahrräder. nach 4 wochen wartezeit kam endlich meines aus Palo Alto, Kalifornien an. Julie hat sich ihre in Jasper gekauft und mit dem erwerb gleich noch den nationalpark finanziell unterstützt. hier also zunächst Julies bikes (es sind zwei ohrringe, sehen beide gleich aus):


und hier meines:
ich hab schon einige kurze touren durch die stadt mit meinem rad unternommen und ich muss sagen, es ist noch besser als ich es mir vorgestellt habe. es wiegt nur ca. 9 kg und hat sehr schmale reifen, geht also dementsprechend ab wie nachbars lumpi. ich bin schwer begeistert. ich hab das rad vor einigen monaten in erfurt im schaufenster entdeckt, aber der preis war mir einfach zu hoch. hier hab ich dann gesehen, dass fahrräder teilweise deutlich günstiger sind als in deutschland und ich mein wunschbike als 2006er modell für ca. die hälfte des preises bekommen kann. da musste ich einfach zuschlagen.

2007/10/22

Lake Louise et al.

wir sind dann doch nicht zum Great Divide gewandert, weil ich dachte, dass wäre zu weit. stattdessen hatten wir uns in den kopf gesetzt, um den Lake Louise und hoch zum Plaine of Six Glaciers zu wandern. wie Robert richtig vorhersagte, gehen die japaner (und fast alle anderen) nur bis zum ende des befestigten pfades am zufluss zum see. wir sind dann gemeinsam mit einigen wenigen alpinisten (die volle ausrüstung inkl. stöcke usw. dabeihatten) den doch überraschend steilen und langen aufstieg nach oben. da oben lag jede menge schnee und durch den schmelzenden gletscher war es teilweise auch eisglatt. julies chucks waren mit ihren glatten sohlen für solcherart hochalpines gekletter natürlich völlig ungeeignet. aber wir haben es trotzdem geschafft, dabei unglaublich schöne, riesige eiszapfen und riesige blaue gletscher gesehen. fast hätten wir auch eine schneelawine zu sehen bekommen, aber wir waren zu langsam. zwischen uns und dem blick auf die lawine war ein berg im weg, den wir erst 2 minuten später umrundet hatten. nach all der kletterei ging es ins auto und auf den weg zurück gen westen. wir haben noch an den Spiral Tunnels haltgemacht (dort fährt die eisenbahn durch 2 spiralförmige tunnel, um weniger steigung bewältigen zu müssen) und in Revelstoke. der restliche weg war dann wegen des strömenden regens eher beschwerlich, weil ich wenig gesehen habe und gegen heftiges aquaplaning gekämpft hab. aber das wochenende war es wert. wir haben irre viel überwältigend schöne landschaft gesehen, ein halbes dutzend wasserfälle, Big Horn Sheep und sogar einen schwarzbären. jetzt bin ich kaputt und melde mich ab. wünsche einen schönen start in die woche.

2007/10/21

Rocky Mountains wohin man sieht..

Oh, war es heute ein schöner Tag! Schon heute früh erwartete uns die erste Überraschung: der Himmel hatte sich aufgeklart und unser Hostel entpuppte sich unvermittelt als eine Herberge mitten zwischen riesigen, schneebedeckten Bergen.. Hatten wir gestern gar nicht so recht bemerkt, wie hoch sie tatsächlich waren. Nach einem Kurzfrühstück ging es dann sofort nach Jasper. Dort haben wir die kleine, aber beschauliche Stadt abgeklappert und auch den einen oder anderen Souvenierladen nach Mitbringseln und Postkarten für euch durchsucht (pssst..). Außerdem wurden wir nachträglich mit einem Parkpass ausgestattet, denn gestern Abend hatte die erste Kontroll-/Verkaufsstation für die Parkzugangsberechtigung schon geschlossen, sodass wir uns einen Tag zu 18 Dollar sparen konnten :) Morgen müssen wir dann bis um vier die Rockys verlassen haben. Aber das kriegen wir hin, denke ich.
Gegen viertel zwölf, gerüstet mit 2 Double Choc Cookies, ging es dann auf zur großen Fahrt - Rockys satt, stundenlang! Bei bestem Wetter, ab und zu Schnee, Temperaturen zwischen 0 und 5° Celsius (ach ja, heute früh mussten wir dann auch die Scheiben freikratzen - behelfsweise diente dazu mein Studentenausweis..) und am Nachmittag sogar völlig blauem Himmel. Wir kamen aus dem Staunen überhaupt nicht mehr heraus und ich musste zwischendurch zweimal meine Speicherkarte der Kamera auf den Laptop entleeren - 750 Fotos sind es heute etwa geworden! Und eins beeindruckender als das andere.
Aber erst einmal schön der Reihe nach: der erste Stopp auf der heutigen Rockytour waren die Athabasca-Falls. Beeindruckend, wie das Wasser sich im Laufe der Zeit immer neue Wege gebahnt hat, richtige Wannen auswaschen konnte und sich nach und nach rückwärts bewegte.. Leider waren überall furchtbare Betonbrücken über und um die Fälle herum gebaut, aber wenigstens von dem Sommeransturm an Besuchern sind wir verschont geblieben. Es ist erstaunlich leer hier überall zu dieser Jahreszeit. Man hat fast seine Ruhe. Am Strand des Flusses gab es dann Unmengen von übereinandergestapelten Felsbrocken - es ist hier Tradition, möglichst wackelige Konstruktionen zu errichten, um zu zeigen: hier war jemand! Und auch wir haben natürlich auf die schönsten Stein-Jenga-Türme noch ein paar Brocken oben drauf balanciert.
Dann ging es weiter zwischen den riesigen Bergen entlang. Zu den nächsten Wasserfällen, den Sunwapta Falls. Auch ganz toll, alles abgewandert. Diesmal gab es nur eine Brücke und die war aus Holz, also recht eingefügt in die Landschaft. Wieder eine tiefe Schlucht, durch die die vielen Wassermassen sich tagtäglich durchpressen. Unvorstellbar toll. Und es rauscht immer so überaus laut! Man versteht sein eigenes Wort kaum.
Die Strecke ab jetzt war noch unglaublicher als zuvor, obwohl das kaum zu steigern ist. Es ging nämlich vorbei an den Columbia Icefields. Auch hier ging es natürlich irgendwann raus aus dem Auto und eine Kurzwanderung war angesagt. Alles einfach nur weiß, eisig, kalt. Und Gletscher waren zu sehen, ein Gletschersee dazu. Aber auch viele unscheinbare Pflänzchen, die sich einen Weg durch die dicke Schneedecke erkämpft hatten.
Vierter größerer Halt (natürlich musste Dan immer und immer wieder zwischendurch anhalten, weil die Aussicht einfach umwerfend war und wir einfach nur die kalte, ruhige Luft genießen wollten - und ich ein Foto schießen) war dann der Peyto Lake. So türkis! So still! Umgeben von Wäldern, die ihn schützen wie Eier, die in einem Nest liegen. Einfach toll. Die Wanderung dorthin war wieder etwas länger, mitten druch den verschneiten Märchenwald. Besuch von verschiedenen Vögeln und Hörnchen hatten wir den ganzen Tag natürlich auch. Aber leider kein Elch, auch kein Bär. Obwohl uns das mehrfach versprochen worden war. Nun ja, wer weiß, was die mit unserem Auto angestellt hätten, denn momentan ist wohl Brunftzeit bei den Wapitis.
Irgendwann am frühen Abend erreichten wir dann unser Tagesziel: Lake Louise. Hier wurde kurz ein Kaffee/Kakao getrunken, dann im Hostel eingecheckt und noch vor Sonnenuntergang kurz der See erkundet. Morgen werden wir vielleicht zum Great Divide wandern, die Wasserscheide des nordamerikanischen Kontinents. Mal schauen. Für euch gibt es jetzt noch zwei Trostbilder, eins in den Icefields und eins am Peyto Lake. Aber eine Auswahl aus dem Rest wird kommende Woche nachgeliefert, versprochen.
Wir trinken jetzt noch unser kanadisches Bier aus und dann geht es ab ins Bett. Machts gut und bis morgen!

2007/10/20

Kamloops-Jasper

grüße, liebe gemeinde. wir sitzen gerade leicht beschwipst im International Hostel in Jasper, Alberta. Das heißt, wir sind euch jetzt wieder eine stunde näher. Wir haben nämlich heute mal eben die zeitzone gewechselt. heute morgen haben wir unseren mietwagen abgeholt. the white rocket, wie der mensch bei budget rental cars sagte. ein weißer Pontiac G5, geht echt prima. vor allem der tempomat ist auf diesen langen highway-strecken sehr praktisch. auf den bald folgenden fotos werdet ihr sehen, dass ihr wenig seht, zumindest von den gipfeln der fast 4.000 meter hohen berge. aber das, was zu sehen war, war einfach großartig. wir haben uns zuerst im Wells Gray Provincial Park die Helmcken Falls und die Dawson Falls angesehen, dann jede menge Rocky Mountain-Berge und die Overlander Falls. es hat zwar fast die ganze zeit geregnet, aber das hat uns garnichts ausgemacht. auf dem weg nach jasper wars teilweise schwer, überhaupt die straße zu sehen und teilweise waren wir über der schneefallgrenze. die berge und bäume dort sind obenrum schon mächtig weiß. hier im hostel haben wir uns erstmal eine internationale hostelkarte gekauft, um ab jetzt kräftig zu sparen bei weiteren übernachtungen und anderen aktivitäten. dann gings kurz in die stadt, ein sixpack bier kaufen, dass wir hier grad zur hälfte vernichten. wir sind nun betrunken genug, doch noch gnade walten zu lassen und euch zumindest ein foto zu gönnen. also: wir vor den 140 meter hohen helmcken falls.

2007/10/18

wochenendausflug

1,107 km – about 13 hours 12 mins


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2007/10/17

kleine Depriphase

Mmpf.

Sitze hier gerade am Küchentisch, vor mir zwei Gedichte, in mir nur Leere und Ablehnung. Dan hockt im Keller, wahrscheinlich mit gleichen Gedanken. Ziel für heute: vergleichenden Gedichtessay schreiben.
Problem: die gestern und vorgestern zurückbekommenen Essays der vorletzten Woche. Darin: lauter Komma- und Grammatikfehler, zumindest bei mir.
Zweites Problem: Essays werden hier nicht nach ihrem Inhalt bewertet, sondern danach, ob sie in ein vorgefertigtes Schema passen, das uns bisher nicht klar war. Form, Rechtschreibung, Grammatik, Ausdruck, Vokabelreichtum werten 50% der Note. Form meint, sich an MLA-Vorgaben zu halten. Minutiös. Wer auch nur vergisst, das ursprüngliche Veröffentlichungsdatum in die Literaturliste zu schreiben, hat versagt. Noch mehr, wer statt "Works Cited" "References" schreibt. Und wer unaufgefordert ein Deckblatt abliefert, das er dann auch noch in die Seitennummerierung mit einschließt (also dann mit Seite 2 beginnt), kann gleich einpacken.
Problem Nummer 3: der mit den restlichen 50% einfließende Inhalt meint nicht den tatsächlichen Inhalt. Er meint den Aufbau. Auch der hat muss in ein Schema pressbar sein. Vergleiche haben wie Ping Pong abzulaufen. Nicht erst Text eins und dann Text zwei in Bezug zu Text eins. Das ist falsch. Punktabzüge in Massen. Außerdem wichtig: einleitende Worte, Überleitungen, in jedem Absatz explizite, nicht implizite!, Rückverweise auf die These. Inspirierender Titel der Arbeit. Nicht etwa nur auf die Aufgabenstellung antworten mit "Vergleich von A mit B bezüglich Faktor C". Was auch zählt: Treffende Einteilung in Absätze. Balance zwischen Thesen und Beweisen, effektiver Einsatz von Zitaten. Insgesamt neun Punkte. Wer die erfüllt, bekommt die 50%. Wer sich vor allem auf den inhaltlichen Inhalt (...) konzentriert und davon ausgeht, für intelligente Leser zu schreiben, denen nicht in jedem Satz ein Zaunpfahl vor die Nase gehalten werden muss, geht leer aus.
Verdammte Scholastik. Ich hoffe, ich habe nur die falsche Uni erwischt. Wenn das ganze Bildungssystem hier so ist, halte ich nichts davon. All diese Dinge sollten in der Schule erledigt worden sein; Uni ist für Inhalte da. Kommafehler korrigiert dann später der Hiwi. Seitenzahlen, Literaturliste, Deckblätter (oder eben nicht) gestaltet der Setzer. Ich weiß, wovon ich rede, denn ich bin einer. Außerdem hat jede wissenschaftliche Zeitschrift, hat jeder Verlag seine eigenen Vorgaben. Und in MLA habe ich bisher nichts gesehen, denn was danach gesetzt wird, sieht unästhetisch aus. Das will niemand lesen.
Habe ich einen Kulturschock? Vielleicht. Aber vor allem bin ich enttäuscht von dem Kontinent aller Möglichkeiten. Wegen des sturen, engstirnigen Festhaltens an Äußerlichkeiten und des geringen inhaltlichen Niveaus, das hier verlangt, vorausgesetzt und auch nur verstanden wird.

Danke fürs Zuhören.

2007/10/15

Versprochene Fotos aus Kelowna und drumherum

250 Bilder hab ich gestern geknipst, unglaublich. Und selbst nach dem Aussortieren (die schlechten in Kröpfchen, ihr wisst schon) sind es noch immer 200. Daher ist die Auswahl für euch auch ein wenig größer geworden als gedacht - wie immer konnte ich mich nicht entscheiden und habe daher von jedem etwas und etwas mehr herausgesucht. Viel Spaß beim Stöbern, Schauen und Staunen!




Nachdem der Okanagan Lake überquert war, fanden wir uns nach zweieinhalb Stunden Fahrt durch hohe Berge direkt im Hafen von Kelowna wieder. Parkplatz gesucht und auf ging's Stadt und Parks entdecken.



Die uns musikalisch begleitet habende Blaskapelle, Ogopogo (Okanagan-Nessi) und Kunst.



Schau mal Puuuh-Bernd! Deinen großen Bruder haben wir auch gefunden ;)




Ich schwöre: diese Blätter sind wirklich alle so rot. Nix nachbearbeitet! *kopfschütttel*



Und jetzt weiter am See entlang








... na, erkennt ihr den Fluss? Richtig, der südliche Thompson River. Also nach einem langen Tag wieder im neuen Zuhause angekommen.

2007/10/14

drei harte Unitage und ein Ausflug nach Kelowna

Heute wieder einmal ein paar Worte von mir, denn Dan schaut irgendeine Samstagabendsendung mit Levon, bei der die Foo Fighters zu Gast sind.
Zunächst mal wie gewohnt eine kurze Rückschau auf die vergangenen Unitage. Diese Woche war ja bekanntlich sehr kurz, nur drei Tage waren es bis zum Wochenende, für Dan sogar nur einer, denn seine Erkältung legte sich nicht so recht und so blieb er am Mittwoch (wäre er ja auch nur schwimmen gegangen) und am Donnerstag kurzerhand zuhause und schickte mich ganz alleine auf den Campus. Viel zu berichten gibt es deshalb nicht - bis auf die Tatsache, dass ich wieder einmal erschrocken darüber bin, wie wenig hier scheinbar in Seminaren vorausgesetzt wird. Am Mittwoch sollten wir nämlich auf einer Folie ein "Diagramm" vorbereiten, wie das Theaterstück Nootka Sound (1790 in London aufgeführt, Inhalt: Streit zwischen England und Spanien um Nootka Sound, den damals größten Hafen hier an der Westküste von British Columbia) auf das Theater in B.C. Einfluss genommen hat, also was sich seit dem Auftauchen von europäischen Siedlern geändert hat. Das ist ne ganze Menge, denn vorher gab es ja ausschließlich die traditionellen Feiern und Tänze mit spirituellem Hintergrund, die die Natives performt haben. Theater wird also im weitesten Sinne betrachtet. Jetzt aber zum eigentlichen Schockerlebnis: Jim, unser Dozent, hat mit Diagramm einfach eine Visualisierung mit Kästchen und Kreisen und Pfeilen etc. erwartet, möglichst inhaltsvoll natürlich. Aber was für Folien wurden an die Wand geworfen?! Grusel, dafür wär man bei uns gefragt worden, ob man sicher ist, das richtige zu studieren. Es gab ein wortloses "Kunstwerk", dass zumindest einfallsreich und belustigend gezeichnet, von einem Vergesslichkeitsmonster erzählte, das das Theaterstück in sich aufgesaugt hat und schließlich vom tapferen Jim dann als Braten verspeist wurde, sodass das vergessene Drama wieder ins Bewusstsein gerufen wurde (ergo: Thema verfehlt). Dann gab es Unmengen von ausschließlich mit Text bemalten Folien ("Ich kann nich malen"), hintereinander weg, bestenfalls die zahlreichen Aussagesätze in drei Ecken sortiert. Außerdem Wölkchen mit Schlagworten, die man verbinden konnte oder auch nicht, so sicher war sich der oder die Schöpferperson dabei nicht und unter etwa 20 Versuchen waren dann tatsächlich 2, die sich intensiv mit der Frage beschäftigt haben, wenn auch die Visualisierung ausbaufähig war. Ich, da ich den Kurs ja "nur" als Hörer belege, wollte den anderen nicht die Chance rauben, ihre 2% von der Gesamtnote einzuheimsen, die sie dafür bekamen und habe also bis zum Schluss gewartet bis ich dann wenige Minuten vor Ende der Stunde meine Folie auflegte - unspektakulär zwei Kästen untereinander angeordnet, im oberen First Nations Performance, im unteren Britisches Theater und Nootka Sound, dazwischen je ein Pfeil von einem Oval, das Kategorien enthielt wie "Schauspieler", "Kostüme", "Bühne", "Stories" etc, durch Kasten zwei hindurch zu dem äqivalenten Punkt, der sich eben durch Nummer 2 geändert hatte. Also etwa bei den First Nations waren die Geschichten mündlich übertragen und in ihren Vorstellungen absolut real, die Theaterstories nach britischem Einfluss waren erstens schriftlich fixiert, zweitens von einem Autor erdacht, auch wenn er sich reale Begebenheiten zum Vorbild nehmen konnte. Simpel dargestellt also das, was man eine Antwort auf die gestellte Frage nennen kann. Ich lege also diese Folie auf, will beginnen, sie wie alle anderen es taten, zu erklären - und kann es nicht, weil ich spontan erst einmal vom halben Kurs Applaus bekomme für diesen "tollen" Einfall.. und man bedenke das Unijahr, in dem all meine Kommilitonen dieses Seminars sind: es ist ihr viertes! Damit studieren sie schon zwei Semester länger als ich und keiner hat ihnen bisher gezeigt, wie man eine Frage in Form eines Diagrammes beantworten kann?
Völlig perplex jedenfalls stieg ich daraufhin Mittwoch in den Bus nach Hause und gemeinsam mit Dan ging es dann in North Shore auf die Suche nach Stoff und/oder passenden Halloweenkostümen (denn hier kommen ja bis auf von Marko keine Vorschläge), blieben aber, trotz so einigem Spaß, den wir hatten, relativ erfolglos.
Mein Donnerstag war dann eher trostlos, von um neun bis halb sechs allein an der Uni zu sein ist nämlich irgendwie langweilig. Vor allem, wenn man vier Stunden Pause dazwischen hat. Aber Dans Tag war anscheinend genauso unspannend, denn als ich dreiviertel sechs an unser Fenster klopfte, ist er davon erst aufgewacht..
Freitag war dann Einkauf- und Arbeitstag. Ich habe einen meiner zwei Essays fertig, die ich an diesem Wochenende schaffen will, Dan hat fleißig Geschichte gelernt und am Nachmittag wurde dann wüst Gemüse geschippelt, das zum Schluss eine leckere Gemüsesuppe ergab, von welcher wir noch bis mindestens morgen zehren werden.
Völlig ausgeruht (nun ja, eigentlich kaum, denn da Mokka und Nico abends nicht nach Hause gekommen waren und wir wieder Ersatzeltern spielen durften, war der Schlaf eher unruhig und ist gegen halb drei dann durch die Heimkehrer unterbrochen worden) und fast gesund ging es dann heute früh auf große Tour. Ausgerüstet mit Winterkleidung und geschmierten Broten kutschierte Dan den Honda und mich über 1800 Meter hohe Pässe vorbei an Merrit bis hin zum Okanagan Lake nach Kelowna. Es ging durch Berg und Tal, immer lustig bergauf und bergab, aber mit viel Schwung war das alles kein Problem. Am Ziel des Tages wartete noch eine Brücke auf uns, mit deren Hilfe wir ans gegenüberliegende Ufer übersetzten. Die Sonne schien kräftig und ein wenig Dunst teilte die Berge in der Ferne in verschiedene fast eindimensionale Ebenen auf. Handschuhe, Mütze und Schal waren also eigentlich Fehl am Platze und in Kelowna habe ich dann sogar auf meine zusätzliche Vliesjacke verzichtet. Der Ort selbst, die zweitgrößte Stadt des Bundesstaates nach Vancouver, gefiel uns gut. Sie ist sehr idyllisch und hat einen "lovely park", wie unser am Mittwoch erst erworbener Lonely Planet (dicker Reisführer durch Kanada) es ausdrückt. Diesen lovely Park haben wir uns dann auch angesehen und sind sehr lovely herumgeschlendert, immer am See entlang und durch gepflegte Wiesen und Bäume, begleitet von Popmusik gespielt von einem Blasorchester. Nach dem Park war ein Stadtrundgang angesagt; die wahrscheinlich älteste Straße zeigte uns ein paar westerntypische Steinbauten, aber sonst war kaum ein Blumentopf mit ihr zu gewinnen, sodass wir uns dann auf den Weg zum zweiten Park,im Norden der Stadt, begaben und, weil Dan eben doch noch nicht ganz gesund ist, eine längere Pause mit Kaffee und Kakao in "Rosie's Pub" einlegten. Im Park eingetroffen fühlten wir uns dann mehr wie in einem italienischen Urlaubsort, wie in Lugano oder auch meinetwegen wie am Genfer See. Unzählig viele Yachten
lagen im Hafen (auch dieser Park wird begrenzt durch das Ufer des Okanagan Sees) und der Hotelkomplex war sehr gepflegt, fast zu künstlich, hatte eine kleine Promenade und was der gut betuchte Urlauber eben noch so braucht, um sich wohlzufühlen. Auch diese Idylle war bald umrundet und so begaben wir uns gegen vier auf den Rückweg, diesmal auf einer anderen Route. Entlang des 135 km langen Sees und vorbei an vielen an den Hängen der Berge angebauten Obstbäumen ging es bis nach Vernon, durch die wirklich noch wie im Westernfilm ausschauende, aber sehr kleine Stadt hindurch und schließlich landeten wir in einer sehr ländlichen Gegend mit weiten, weiten Feldern, Kühen und Holzhüttchen. Mitten in der Abendsonne erreichten wir schließlich wieder Kamloops und Gen und Levon waren von ihrem Ausflug nach Vancouver auch bereits zurück, sodass wir nun auch von unseren Katzenpflichten wieder einmal entledigt sind fürs Erste.
Jetzt bin ich ganz schön kaputt, 250 Fotos sind auf meiner Kamera, aber eine Zusammenstellung daraus gibt es dann doch erst morgen, denn jetzt will ich ins Bett und endlich schla-tzzz.......

2007/10/09

Stimme wieder da und Ausflug zum Paul Lake

ich bin mal wieder an der tastatur, nach längerer abstinenz. heute sind wir zum Paul Lake gefahren. ein sehr abgelegener see mitten im wald. trotz Thanksgiving Day waren einige leute dort statt bei mutti, ließen ihre boote zu wasser und angelten in aller ruhe. wir sind am see entlang gelaufen und haben ein paar schöne fotos gemacht. es war windstill und als wir ein paar hundert meter in den wald rauf gegangen waren, war es völlig still. kein geräusch, nichts. anfangs etwas seltsam, aber sehr angenehm und entspannend. durch meine erkältung war ich schon nach 2-3 km erschöpft. wir sind also langsam wieder zurück und zum auto. wir sind aber den langen weg zurück gefahren. also um den see und einiges anderes herum. ich weiß jetzt, wozu diese monströsen trucks und pickups und jeeps hier gut sind. wir haben nämlich heute zum ersten mal eine gravel road benutzt. ist eine normale landstraße, nur ohne asphalt. besteht aus plattgewalztem dreck und kies. das ganze ist erstaunlich eben und gut zu fahren, nur ein bisschen glitschig halt, wenn man in einer bewaldeten gegend ist. ich fahr also so 50-60 km/h und halte das für schnell, als der pickup im rückspiegel rapide größer wird und mit ca. 100 km/h an uns vorbeirauscht. der fahrer sah nicht gestresst aus, scheint also normal zu sein. als der asphalt uns dann irgendwann wieder hatte, haben wir eine hübsche große holzbrücke befahren, die nur eine spur breit war und in der mitte zwei spuren breit, zum vorbeilassen des gegenverkehrs. lustige sache das. insgesamt bin ich mal wieder völlig geplättet von der weite und der schönheit der natur. nach unserer rückkehr kamen dann auch bald Levon und Genevieve nach hause zurück. die waren bei ihren eltern in Maple Ridge, um Thanksgiving zu feiern. Levon hat uns seine neue gitarre gezeigt (eine Gibson aus mahagoni) und uns eingeladen, nächstes wochenende mit nach Vancouver zu kommen. er und Gen gehen dort auf ein konzert von Turbonegro und danach wird noch eine nacht in Maple Ridge drangehangen. wir lernen also Levons eltern auch mal kennen.
so. ich geh jetzt mal in die küche auf futtersuche. wir lesen uns später. ich plane noch einen beitrag "kulturschock 1.0 monatsrückblick" fürs blog. mal sehen, wann ich den niederschreibe...

(und von mir gibts auch gleich die Fotos dazu, Anm. von Julie.. ;) )

2007/10/08

Postkarte!

Die erste Postkarte an uns auf diesem für uns neuen Kontinent ist eingetrudelt - und nicht etwa aus Europa, nein aus Australien! Vielen lieben Dank, Claude und Robbie. Wir freuen uns sehr und sie steht jetzt neben der von euch handgemachten Kerze, die wir natürlich dabei haben.
Außerdem wollte ich euch nicht den gestern so schön orange angestrahlten Berg vorenthalten, der uns am Abend Gute Nacht gewünscht hat ;)
Heute ist dann nun Thanksgiving und mal sehen, wir es Dan so geht und ob wir doch noch etwas unternehmen können. Vielleicht eine kleine Minitour, wo man sonst nicht hinkommt, denn Gen hat uns ja den Honda wieder zur Verfügung gestellt. Aber nicht so weit - falls Dan die frische Luft doch nicht guttut. Jetzt jedenfalls scheint die Sonne und ich hoffe, es wird so bleiben!

2007/10/07

Noch mehr Theater, Dan ohne Worte und Sturm am Flussufer

Dan ist immernoch krank und seit heute früh bringt er kein Wort heraus. Dan mal sprachlos - hätte nicht gedacht, dass das jemals passiert ;) Aber abgesehen von der Stimme ist es glaube ich schon besser, ich flöße ihm ständig heiße Zitrone ein und das wird schon helfen.
Gestern waren wir auch ein wenig spazieren, frische Luft soll ja gut tun und ich will ja an dem freien Wochenende auch nicht nur die ganze Zeit Krankenschwester spielen. Also haben wir uns dick eingewickelt in Schal und Mütze, weil es draußen sehr windete, sind in den Bus gesprungen, weiter in den Norden gedüst, am Westsyde Park wieder hinaus gehüpft und vorbei an vielen großen Häusern mit noch größeren Pickups davor und noch viel größeren Wohnwagen und Booten bis zum Wasser geschlendert. Dann ging es durch echten Strandsand zu Fuß wieder Richtung Süden zurück, wobei wir noch einen alten Autofriedhof entdeckt haben, den Wasser und Wind gerade freilegen. Es war wirklich schön, sich wieder einmal Sturm um die Nase wehen zu lassen, habe das schon ganz vermisst. Aber die Luft war nicht salzig wie zu Hause und also wars auch irgendwie seltsam. Aber erholsam.






Am Freitag, das will ich auch noch nachtragen, haben wir uns wie gesagt zwei Theaterstücke angeschaut. Das von den "Saucy Fops", die sich übrigens ursprünglich in Kamloops gegründet haben, hieß "Orchestrated" und hat mir sehr gut gefallen. Es war mehr ein Pantomimestück, nur ganz selten wurde gesprochen und dann auch nicht viel. Aber wirklich spannend, 60 Minuten lang. Das Oberthema aller Einzelhandlungen war, denke ich, von etwas Höherem geführt/geleitet zu sein. Orchestrated eben. Aber ohne religiös zu werden. Wirklich toll. Und wieder mit gekonntem Lichteinsatz (oder diesmal vor allem Nicht-Licht-Einsatz), das scheint hier wirklich im Trend zu sein.
Das zweite Stück war dann ja das Star Wars und ich muss sagen, ich habe trotz mangelnder Vorkenntnis von der anscheinend wenigen Handlung, die es überhaupt gibt, das meiste mitbekommen. Natürlich die Witze über diese und jene spezielle Aktion nicht (Dan hat sich manchmal wirklich kringelig gelacht), aber es gab auch Anspielungen auf Kanada selbst und Kanadier und außerdem ist der Darsteller machmal aus seiner gespielten Rolle in seine tatsächliche Rolle des auf der Bühne stehenden Spielers geschlüpft und hat das Publikum einbezogen ("Jetzt bezahlt ihr den Preis, um in der ersten Reihe sitzen zu können. Braucht jemand einen Regenschirm?"). Abgesehen vom Inhalt war es natürlich eine Glanzleistung des Künstlers selbst, 60 Minuten alleine die Bühne zu rocken, viele verschieden Charaktere erkennbar ohne Hilfsmittel darzustellen, unterschiedliche Raumschiffe von den gegnerischen Gruppen nachzuahmen und vor allem die ganze Zeit wie ein Wasserfall zu reden.
Zusammenfassung von kanadischem Theater: Viel mehr Marketing, eher mehr und traditionelleres Bühnenbild, sanftere/weniger radikalere Aussage, zurückhaltendere Spielweise und immer, egal, welches Stück und wie unmöglich es scheint, eine Anspielung auf das eigene Land. Irgendwie sympathisch also, aber auf Dauer vielleicht auch zu "unterhaltsam" und zu kommerziell. Ich mag ja schon gerne Theater, bei dem man mit einem Fragezeichen aus der Vorstellung geht. Meistens jedenfalls.. ;)

2007/10/06

Theater, Kultur und ein kranker Dan

Mal wieder Freitag, diesmal vor einem langen Wochenende (Thanksgiving!), aber wahrscheinlich werden wir trotzdem nicht über die kommenden drei Tage wegfahren können, weil Dan krank im Bett liegt. Ich hoffe noch auf ein Wunder, das uns wenigstens einen kleinen Tagesausflug ermöglicht, aber erst einmal muss heute Abend das Theater überstanden werden.
Die gestrige Aufführung war, mmh, eigentlich ganz schön. Ungewöhnlich natürlich vieles: ein kostenloser Programmflyer, in der die Hälfte Werbung ist, alle Sponsoren mit ihren gespendeten Beträgen erwänt sind, die größeren sogar mit kleinem Dankestext. Dazu noch eine dankende Erwähnung des "Sponsors des Abends" vor Beginn der Vorstellung. Hier können sich unsere Kulturmanager noch einiges abgucken. Da kommt zwar immer das Argument "Aber Kultur! Nicht Kommerz!", aber besser Kultur mit Werbung vorher als gar kein Theater. Solange nicht mittendrin ein Werbebanner über die Bühne getragen wird.. Auch ungewöhlich war der hohe Anteil Eigenwerbung: Vor Beginn der Vorstellung wurde auf das Programm der Saison hingewiesen, eine neue Kombimöglichkeit bei Theaterkarten vorgestellt, bei der gespart werden kann und eine Auslosung einer Freikarte aus den abgerissenen aktuellen Kartenschnipseln veranstaltet. Ein wenig nervig, aber wenn man dran gewöhnt ist: warum nicht?
Das Stück selbst war an sich ganz gut. Es war eine Art modernes Don Quijote spielend in Kanada: Der Fan einer Sängerin empfindet, dass die Lieder ihn zu Liebe ermutigen, sodass er von einer Beziehung zu ihr spricht und zum dritten mal vor Gericht steht, weil er nach Ansicht seiner Umwelt "gefährlich" ist und Behandlung braucht. Das Ende war recht schwach leider, ich hätte die "europäische" Variante mit einem offenen Ende bevorzugt, bei dem nicht klar ist, wessen Realität falsch ist. Eine nette ältere Dame, die uns vor einem einstündigen Fußweg nach Hause (Bus war schon weg) bewahrt hat, indem sie uns mit im Auto mitgenommen hat, fand es dagegen deshalb schwach, weil der Protagonist nicht in Zwangsjacke abgeführt wurde. Dan fand es schwach, weil die Gerichtsverhandlung selbst nicht zu Ende geführt wurde. Wie dem auch sei, es lief zweieinhalb Stunden (mit Pause), und die Hälfte davon war mit Folk Rock Songs gefüllt, die zum Teil schön waren, manchmal aber auch albern getanzt. Zum Glück aber war es insgesamt nicht so ein Hollywoodfriedefreude wie ich es befürchtet hatte, sondern zumindest teilweise kritisch und politisch. Wenn auch nur sanft. Das Bühnenbild war ganz ungewohnt - man kennt von uns ja inzwischen mehr die minimalistische Weise, hier war eine Nachbildung eines Gerichtssaales am Start und im Hintergrund eine romatische (ich meine die Epoche) Zeichnung von der Westküste Kanadas. Toll war die Nachbildung von Wasser und Wolken mit Lichteffekten und auch farbiges Licht gab es, das auf die Zeichnung gestrahlt wurde, sodass es mal warm, mal kalt wirkte. Am besten war die Dekonstruktion des Richters, der bei den Gesangseinlagen in Robe etc hinter seinem Richtertisch Schlagzeug gespielt hat.
Mal sehen, wie es heute wird. Ich freu mich jedenfalls schon.

2007/10/04

ein (fast) freier Tag

Hallo ihr alle heute frei gehabt habenden Leser,
ich hoffe ihr habt alle schön unseren Tag der Deutschen Einheit gefeiert, wir jedenfalls hatten heute Uni - zumindest ich, denn es ist schließlich Mittwoch und Dan hatte also frei. Aber trotzdem ist er natürlich wieder mit mir Bus gefahren, weil wir unseren Canadian Studies-Essay, die Buchanalyse, drucken und abgeben mussten. Aber seit meinem Theaterkurs bzw. Dans Schwimmstunde ist auch bei uns endlich mal Pause angesagt, denn auch wir wollen schließlich unseren Feiertag ehren (irgendwie müssen wir unsere Faulenzerei ja rechtfertigen..). Statt zu arbeiten haben wir uns heute in der Mall rumgetrieben und Schuhe anprobiert und sind dann zum Pavillon Theatre gewandert, um uns das Supersondersparticket für Studenten zu kaufen, mit dem wir fünf Vorstellungen für 40$ sehen können. Gut, im Endeffekt können wir nur 4 davon anschauen, weil wir während der fünften schon wieder daheim sind. Hier laufen die Stücke nämlich nicht die ganze Theatersaison, sondern nur zwei Wochen lang und dann irgendwann das nächste, diesmal gibt es sogar drei Stücke gleichzeitig. Was dazu führt, dass wir ab morgen einen Theatermarathon ohne gleichen hinlegen werden: Donnerstag geht es in das größere Haus in der Innenstadt zu "Still Desire You", was beschrieben ist mit "halb Rock-Konzert, halb Gerichtsdrama" und es ist angeblich eine Weltpremiere. Aber die zweite Gruppe, mit der koproduziert wurde, soll einmalig gut sein und wir sind frohen Mutes. Am Freitag sind dann die zwei anderen Stücke im kleineren Pavillon Theatre dran: erst, abends um acht, die "Saucy Fops", beworben mit "schrullig (quirky), zeitgemäß, lustig, lustig, lustig". Die "Saucy Fops" sind wohl eine sehr beliebte Theatergruppe hier in Kanada, die durch die Gegend tourt mit ihren Produktionen. Danach, 9.45, gibt es dann gleich die nächste Aufführung hinterher, ein Stück, das Dan sich ausgesucht hat. Ihr seht gleich, warum: Es eine Ein-Mann-Aufführung der gesamten (!) Star Wars Hexaogie. Wir sind sehr gespannt, selbst ich, die Star Wars nicht mal im Original gesehen hat bisher. Aber bei einem Theaterstück kann ich ja schlecht ablehnen..
Ansonsten waren wir mal wieder Lebensmittel einkaufen in unserem geliebten Extra Foods hier in North Shore. Wir haben uns sogar Muffins und leckere Mini-Donuts gegönnt, die hoffentlich bis Montag halten, denn dann ist hier Feiertag: Thanksgiving. Das wird natürlich groß gefeiert - vor allem mit der Familie. Deshalb hoffen wir, dass Gen und Levon gemeinsam mit Levons Pickup zu beiden Eltern fahren und uns der Honda bleibt für das lange Wochenende, sodass wir vielleicht mal eine Tour mit Übernachtung machen können. Ansonsten müssen wir eben ein Auto mieten, das ist hier auch nicht so teuer. Hoffentlich spielt das Wetter mit; inzwischen ist es nämlich merklich kühler geworden.
Viele Grüße an alle; einen besonders lieben Trostgruß an Alex (du weißt, warum) und auch einen an Opi, der endlich zum Zahnarzt gehen soll! Und einen Geburtstagsgruß an Anna natürlich, denn auch bei dir ist wie in Deutschland ja schon Donnerstag - feier schön und hab einen tollen Tag -

2007/10/03

Zwei Glückspilze!

Heute gab es zwei Gewinne - einen für jeden von uns. Denn wir wurden bei der Stempelsammelpassaktion aus der ersten Uniwoche (ihr erinnert euch bestimmt) ausgelost. Dan darf jetzt mit 25 Dollar unseren Unibuchladen leer räumen und ich muss nicht mehr Angst haben, im Winter zu frieren, denn ich habe einen liebevoll von Hand gefertigten Quilt erhalten! Und weil ich die erste von drei Quiltgewinnern war, der sein teures Stück Stoff (100$ Wert, jawohl!) abgeholt hat, durfte ich sogar zwischen den drei Exemplaren auswählen. Ich habe natürlich das eher rotbraune genommen und mich dann stundenlang gefreut. Freu mich immernoch (*apathischgrins*). Man muss auch mal Glück haben dürfen, finde ich!
Außerdem haben wir heute unseren ersten größeren Essay abgegeben, morgen ist der zweite dran. Aber abgesehen davon, dass ich wieder viel mehr Wörter habe als erlaubt, sind wir gut gewappnet.
Und jetzt geh ich schlafen; Mokka döst auch schon neben mir hier auf dem Sofa und Dan ist nach unserem langen Kampf um meine achsowichtigen und langen Sätze, die auf keinen Fall gekürzt werden durften, auch schon ins Traumland entsunken. Noch ein Foto von meinem superschönen (Fast-)Hauptgewinn und dann - Nachti!