2007/10/14

drei harte Unitage und ein Ausflug nach Kelowna

Heute wieder einmal ein paar Worte von mir, denn Dan schaut irgendeine Samstagabendsendung mit Levon, bei der die Foo Fighters zu Gast sind.
Zunächst mal wie gewohnt eine kurze Rückschau auf die vergangenen Unitage. Diese Woche war ja bekanntlich sehr kurz, nur drei Tage waren es bis zum Wochenende, für Dan sogar nur einer, denn seine Erkältung legte sich nicht so recht und so blieb er am Mittwoch (wäre er ja auch nur schwimmen gegangen) und am Donnerstag kurzerhand zuhause und schickte mich ganz alleine auf den Campus. Viel zu berichten gibt es deshalb nicht - bis auf die Tatsache, dass ich wieder einmal erschrocken darüber bin, wie wenig hier scheinbar in Seminaren vorausgesetzt wird. Am Mittwoch sollten wir nämlich auf einer Folie ein "Diagramm" vorbereiten, wie das Theaterstück Nootka Sound (1790 in London aufgeführt, Inhalt: Streit zwischen England und Spanien um Nootka Sound, den damals größten Hafen hier an der Westküste von British Columbia) auf das Theater in B.C. Einfluss genommen hat, also was sich seit dem Auftauchen von europäischen Siedlern geändert hat. Das ist ne ganze Menge, denn vorher gab es ja ausschließlich die traditionellen Feiern und Tänze mit spirituellem Hintergrund, die die Natives performt haben. Theater wird also im weitesten Sinne betrachtet. Jetzt aber zum eigentlichen Schockerlebnis: Jim, unser Dozent, hat mit Diagramm einfach eine Visualisierung mit Kästchen und Kreisen und Pfeilen etc. erwartet, möglichst inhaltsvoll natürlich. Aber was für Folien wurden an die Wand geworfen?! Grusel, dafür wär man bei uns gefragt worden, ob man sicher ist, das richtige zu studieren. Es gab ein wortloses "Kunstwerk", dass zumindest einfallsreich und belustigend gezeichnet, von einem Vergesslichkeitsmonster erzählte, das das Theaterstück in sich aufgesaugt hat und schließlich vom tapferen Jim dann als Braten verspeist wurde, sodass das vergessene Drama wieder ins Bewusstsein gerufen wurde (ergo: Thema verfehlt). Dann gab es Unmengen von ausschließlich mit Text bemalten Folien ("Ich kann nich malen"), hintereinander weg, bestenfalls die zahlreichen Aussagesätze in drei Ecken sortiert. Außerdem Wölkchen mit Schlagworten, die man verbinden konnte oder auch nicht, so sicher war sich der oder die Schöpferperson dabei nicht und unter etwa 20 Versuchen waren dann tatsächlich 2, die sich intensiv mit der Frage beschäftigt haben, wenn auch die Visualisierung ausbaufähig war. Ich, da ich den Kurs ja "nur" als Hörer belege, wollte den anderen nicht die Chance rauben, ihre 2% von der Gesamtnote einzuheimsen, die sie dafür bekamen und habe also bis zum Schluss gewartet bis ich dann wenige Minuten vor Ende der Stunde meine Folie auflegte - unspektakulär zwei Kästen untereinander angeordnet, im oberen First Nations Performance, im unteren Britisches Theater und Nootka Sound, dazwischen je ein Pfeil von einem Oval, das Kategorien enthielt wie "Schauspieler", "Kostüme", "Bühne", "Stories" etc, durch Kasten zwei hindurch zu dem äqivalenten Punkt, der sich eben durch Nummer 2 geändert hatte. Also etwa bei den First Nations waren die Geschichten mündlich übertragen und in ihren Vorstellungen absolut real, die Theaterstories nach britischem Einfluss waren erstens schriftlich fixiert, zweitens von einem Autor erdacht, auch wenn er sich reale Begebenheiten zum Vorbild nehmen konnte. Simpel dargestellt also das, was man eine Antwort auf die gestellte Frage nennen kann. Ich lege also diese Folie auf, will beginnen, sie wie alle anderen es taten, zu erklären - und kann es nicht, weil ich spontan erst einmal vom halben Kurs Applaus bekomme für diesen "tollen" Einfall.. und man bedenke das Unijahr, in dem all meine Kommilitonen dieses Seminars sind: es ist ihr viertes! Damit studieren sie schon zwei Semester länger als ich und keiner hat ihnen bisher gezeigt, wie man eine Frage in Form eines Diagrammes beantworten kann?
Völlig perplex jedenfalls stieg ich daraufhin Mittwoch in den Bus nach Hause und gemeinsam mit Dan ging es dann in North Shore auf die Suche nach Stoff und/oder passenden Halloweenkostümen (denn hier kommen ja bis auf von Marko keine Vorschläge), blieben aber, trotz so einigem Spaß, den wir hatten, relativ erfolglos.
Mein Donnerstag war dann eher trostlos, von um neun bis halb sechs allein an der Uni zu sein ist nämlich irgendwie langweilig. Vor allem, wenn man vier Stunden Pause dazwischen hat. Aber Dans Tag war anscheinend genauso unspannend, denn als ich dreiviertel sechs an unser Fenster klopfte, ist er davon erst aufgewacht..
Freitag war dann Einkauf- und Arbeitstag. Ich habe einen meiner zwei Essays fertig, die ich an diesem Wochenende schaffen will, Dan hat fleißig Geschichte gelernt und am Nachmittag wurde dann wüst Gemüse geschippelt, das zum Schluss eine leckere Gemüsesuppe ergab, von welcher wir noch bis mindestens morgen zehren werden.
Völlig ausgeruht (nun ja, eigentlich kaum, denn da Mokka und Nico abends nicht nach Hause gekommen waren und wir wieder Ersatzeltern spielen durften, war der Schlaf eher unruhig und ist gegen halb drei dann durch die Heimkehrer unterbrochen worden) und fast gesund ging es dann heute früh auf große Tour. Ausgerüstet mit Winterkleidung und geschmierten Broten kutschierte Dan den Honda und mich über 1800 Meter hohe Pässe vorbei an Merrit bis hin zum Okanagan Lake nach Kelowna. Es ging durch Berg und Tal, immer lustig bergauf und bergab, aber mit viel Schwung war das alles kein Problem. Am Ziel des Tages wartete noch eine Brücke auf uns, mit deren Hilfe wir ans gegenüberliegende Ufer übersetzten. Die Sonne schien kräftig und ein wenig Dunst teilte die Berge in der Ferne in verschiedene fast eindimensionale Ebenen auf. Handschuhe, Mütze und Schal waren also eigentlich Fehl am Platze und in Kelowna habe ich dann sogar auf meine zusätzliche Vliesjacke verzichtet. Der Ort selbst, die zweitgrößte Stadt des Bundesstaates nach Vancouver, gefiel uns gut. Sie ist sehr idyllisch und hat einen "lovely park", wie unser am Mittwoch erst erworbener Lonely Planet (dicker Reisführer durch Kanada) es ausdrückt. Diesen lovely Park haben wir uns dann auch angesehen und sind sehr lovely herumgeschlendert, immer am See entlang und durch gepflegte Wiesen und Bäume, begleitet von Popmusik gespielt von einem Blasorchester. Nach dem Park war ein Stadtrundgang angesagt; die wahrscheinlich älteste Straße zeigte uns ein paar westerntypische Steinbauten, aber sonst war kaum ein Blumentopf mit ihr zu gewinnen, sodass wir uns dann auf den Weg zum zweiten Park,im Norden der Stadt, begaben und, weil Dan eben doch noch nicht ganz gesund ist, eine längere Pause mit Kaffee und Kakao in "Rosie's Pub" einlegten. Im Park eingetroffen fühlten wir uns dann mehr wie in einem italienischen Urlaubsort, wie in Lugano oder auch meinetwegen wie am Genfer See. Unzählig viele Yachten
lagen im Hafen (auch dieser Park wird begrenzt durch das Ufer des Okanagan Sees) und der Hotelkomplex war sehr gepflegt, fast zu künstlich, hatte eine kleine Promenade und was der gut betuchte Urlauber eben noch so braucht, um sich wohlzufühlen. Auch diese Idylle war bald umrundet und so begaben wir uns gegen vier auf den Rückweg, diesmal auf einer anderen Route. Entlang des 135 km langen Sees und vorbei an vielen an den Hängen der Berge angebauten Obstbäumen ging es bis nach Vernon, durch die wirklich noch wie im Westernfilm ausschauende, aber sehr kleine Stadt hindurch und schließlich landeten wir in einer sehr ländlichen Gegend mit weiten, weiten Feldern, Kühen und Holzhüttchen. Mitten in der Abendsonne erreichten wir schließlich wieder Kamloops und Gen und Levon waren von ihrem Ausflug nach Vancouver auch bereits zurück, sodass wir nun auch von unseren Katzenpflichten wieder einmal entledigt sind fürs Erste.
Jetzt bin ich ganz schön kaputt, 250 Fotos sind auf meiner Kamera, aber eine Zusammenstellung daraus gibt es dann doch erst morgen, denn jetzt will ich ins Bett und endlich schla-tzzz.......

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