2007/09/21

Rückblick auf die dritte Uniwoche

Wieder einmal ist der Freitag über uns herein gebrochen und eine weitere Woche in Kamloops ist vergangen, Grund genug für einen neuen Wochenrückblick.
Das Wetter war die letzten Tage weniger gut als zuvor, denn es hat, vor allem gestern, tatsächlich geregnet, war ab und zu wolkig und grau. Allerdings gab es zwischendurch auch immer wieder einen blauen Himmel und die Temperaturen lagen wenigstens um die 18 Grad, mit Sonne aber weit darüber. Das war dennoch kein Grund, in der Uni die Klimaanlagen abzustellen, sodass wir weiterhin mit Zugluft und Energieverschwendung zu kämpfen haben. Am kommenden Montag aber ist TRU ECO-Treffen und wir hoffen, dass wir wenigstens in dieser Hinsicht etwas bewirken können während wir hier sind.
Abgesehen vom Wetter war die Woche wieder enmal sehr schön, aber stressreich. Es gab nämlich ein großes Kuddelmuddel um mein Vordiplomsthema (die Hausarbeit, die ja noch aussteht), das jetzt aber heute endlich geklärt ist. Problem war, dass der Brief, der schon am Donnerstag der letzten Woche hätte eintrudeln sollen, meine Großeltern nie erreicht hat, obwohl ich eine Postumleitung veranlasst hatte. Das Thema konnte mir mein Prüfungsamt nicht mitteilen, weil es in geschlossenem Umschlag weiterverschickt wird. Dann kam aber meine Ma auf die Idee, dass die Uni vielleicht einen anderen Briefdienst nutzt, der ja nichts von meiner Abwesenheit weiß, und so war es dann auch. Nele hat also in Hildesheim meine mit Briefkastenschlüssel ausgestattete Nachbarin konsultiert und die wiederum hat meiner Ma heute per Telefon das Thema durchgegeben, denn der Brief war tatsächlich in meinem Hildesheimer Briefkasten gelandet.. Jetzt kann ich endlich die Arbeit fertig schreiben und dann nach diesem Wochenende an Anna schicken, die sie gemeinsam mit ihrer eigenen Vordiplomsarbeit am Donnerstag im Prüfungsamt abgibt. Was für ein Chaos! Und wieviele schlaflose Nächte! Nervenkitzel!
Hier an der TRU ist momentan noch alles relativ ruhig. Letzten Donnerstag hatten wir ja den ersten kurzen Test hinter uns gebracht - Interpretation der ersten 6 Verse des 1. Psalms aus der Bibel. Richtig geraten, war natürlich in unserem Kurs zu biblischen und klassischen Hintergründen in englischer Literatur, wo wir diese Woche endlich mit dem Lesen der Genesis fertig geworden sind. Jedenfalls habe ich weniger Rechtschreib- und Grammatikfehler als gedacht, was mich zuversichtlich stimmt. Habe ein A- (also quasi 1-) erhalten, Dan ein B (also 2), aber er hat auch nur etwa halb so viel geschrieben wie ich..
Außerdem wurde unser erster abzugebener Essay auf übernächste Woche verschoben, was uns natürlich freut, denn unsere enthusiastische Dozentin im Kurs zur kanadischen Literatur hängt schon jetzt eine ganze Stunde mit dem Stoff hinterher.. wir haben die Literatur aus der Entdeckerzeit und den Anfängen der Kolonialisierung noch immer nicht beendet.
Dann hatte Dan eine unglaubliche Begebenheit, über die er und unsere Canadian Studies-Dozentin Ginny noch immer den Kopf schütteln: Es galt, sich aus einer Auswahl von Büchern für eines zu entscheiden, das erst schriftlich, dann mündlich analysiert werden soll. Dan suchte sich das Kuba-Kanada-Thema aus, wie er ja bereits erzählt hat als er über die Veranstaltung letzten Donnerstag schrieb. Jedenfalls stellte er diese Woche fest, dass sich jemand die Frechheit erlaubt hat, Dans Namen auf der Liste, die an der Tür der Dozentin hängt, durchzustreichen und seinen eigenen Namen dazu zu schreiben. Dan natürlich hat jetzt selbiges getan und Ginny wird am Montag anonym mal was zu dem Fall sagen.. Nur dumm, dass Dan deshalb das dazugehörige Buch aus der Bibliothek in Williams Lake für einen Dollar bestellen musste und es nicht verlängern kann, während besagter anderer Studi jetzt das Buch liest, das er gar nicht vorstellen wird..
Erfreuliches gab es aber auch: diese Woche hat das Recreation Center der Uni mit kostenlosem Essen auf sich aufmerksam gemacht. Am Dienstag gab es wohl gegrillte Maiskolben, das hat aber nur Dan mitbekommen. Mittwoch gab es eine kleine Pizza für jeden, der rechtzeitig kam, und einen furchtbar süßen Fruchtsmoothie mit Passionsfruchtglibber zwischen dem Saft (nein, war eigentlich ganz in Ordnung, nur der Glibber hat mich so überrascht.. war ja ein geschlossener Becher mit Trinkhalm, wie das hier eben so ist). Gestern dann haben wir Rührei mit zwei kleinen gegrillten Würstchen abgefasst mit zwei Pancakes obendrauf und süßem Sirup. Interessante Kombination, aber insgesamt lecker. Dazu gab es ein kleines Trinkpäckchen Saft. So ist das hier in Nordamerika, alle Firmen werben intensiv um ihre jungen Kunden und sponsorn daher gerne auch mal ein Mittagessen, wenn sie angefragt werden. Der Smoothie etwa war von einem neuen Smoothieladen, der in Kamloops gerade eröffnet hat, das gestrige Menü vom Lions Club etc.
Außerdem habe ich meinen Kunstgeschichtskurs gestrichen, weil mir der Dozent auf den Senkel geht, vor allem mit seinem Nichtwissen ("Wie hieß nochmal das große Museum in Paris?") und seinem negativ vorhandenen Enthusiasmus. Ich musste jedesmal ein großes Kapitel aus dem Kunstgeschichtsbuch lesen, was mich ja nicht stört, aber er bespricht dazu nichts, wir müssen alles nur auswendig lernen für die Exams; im gleichen Atemzug aber sagt er, er weiß ja gar nicht, wie er jedesmal die drei Stunden füllen soll, die wir haben und überhaupt ist das Semester ja so wahnsinnig lang (alle anderen Dozenten wissen nicht, wie sie all ihren Stoff schaffen sollen..). Er bezeichnet sich als großen Experten europäischer Kunst, spricht aber alle Namen, sogar die Französischen, jedesmal so seltsam englisch aus, dass ich erst weiß, wovon er redet, wenn er ein Dia dazu zeigt. Meine Kunstlehrerin aus Schulzeiten hat zumindest versucht, uns beizubringen, wie die Maler sich in Landessprache nannten. Er hat aber in London studiert und überhaupt war er schon mal in Europa, was ihn ja total qualifiziert. Ich jedenfalls habe keine Lust auf langweilige Stunden, Texte, die mir nur was brächten, wenn wir darüber diskutieren würden und Exams, die nur aus Auswendiglernen bestehen. Nein danke, das spare ich mir, in der Moderne kenne ich mich auch ausreichend aus, hatte eben nur gehofft, auf Uniniveau mal Kunstgeschichte machen zu können und zu sehen, wie Nichteuropäer auf unsere Kunst blicken. Also ein Kurs weniger, auch nicht unbedingt von Nachteil.
Gestern Abend waren wir übrigens nach der Uni noch am Strand hier um die Ecke, allerdings schlechtes Timing, denn als wir gerade das Ufer des Flusses erreicht hatten, begann ein neuerliches Regnen, sodass wir uns schnell wieder auf den Rückzug gemacht haben. Schön war es dennoch - wollte ja schon seit wir hier sind mal zum "Strand" und der Rückweg war eigentlich ganz witzig, denn wir haben mit nem Kiefernzapfen Fußball angedeutet und lustige Lieder gesungen bis wir ganz nass wieder in Gens Küche standen, die uns zwei begossenen Pudel urkomisch fand.

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