2007/09/15

Kamloops Lake und endlich ein Boot

Mein zweiter Eintrag des (nun schon gestrigen) Tages widmet sich unserem Ausflug zum Kamloops Lake. Man stelle sich vor: die zwei Thompson Rivers, die hier in der Stadt zusammenkommen, fließen weiter nach Westen und werden hinter der Stadt zu einem sehr sehr langen (29 km), aber schmalen (1,6 km breit) See, der aussieht wie ein Bumerang, mit einem Knick drin. Ans andere Ende des Sees, nach Savona, sind wir mit dem alten, wegen des defekten Auspuffs unheimlich lauten und bergauf nach Abgas stinkenden Honda von Genevieve gefahren. Meist am See entlang, aber natürlich mussten wir die Berge hoch und wieder runter usw, das heißt wir hatten es weniger bequem als der See. Dan hatte jedenfalls gelesen, dass es dort in Savona einen Kanuverleih gibt. Nachdem wir erst einmal quer durch den Ort gefahren sind, der traumhaft idyllisch ist, total gepflegt, recht klein, inmitten fast unberührter Natur, haben wir dann den angeblichen Verleih gefunden. Es war aber niemand da, überhaupt sah es mehr aus, als wäre die Saison schon vorbei oder zumindest Mittagspause, wobei letzteres unsere Hoffnung war. Also Auto parken, Zettel an die Scheibe geklemmt und erst mal in der Mittagssonne bei über 30 Grad am Strand entlang. Ich war einmal mehr froh, meine Halbstiefel angezogen zu haben, obwohl sie gefüttert sind. Aber da der Strand maßgeblich, fast ausschließlich, aus verschieden großen Steinen bestand, hätte ich mir andernfalls wohl die Knöchel gebrochen. So war es zwar warm am Fuß, aber tolles Wandern. Viel passiert ist diesmal nicht unbedingt, für Eichhörner und Elche (haben wir erwähnt, dass wir letztes Wochenende auch Elche oder was auch immer haben röhren hören?) war es eher auch zu steinig und zu unwaldig obendrein. Dafür gab es Strandspinnen in Massen, die immer dann vorbeischnellten, wenn man einen besonders schönen Stein gefunden hatte und ihn aufhob (meine Tasche wurde schwerer und schwerer), außerdem gab es ein paar Pflänzlein, viel glatt gewaschenes Holz, ewig lange Güterzüge, die am anderen Ufer am Berg entlang fuhren und natürlich Steine. Steine über Steine. Aber keine langweiligen, sondern rote und grüne und blaue und alle möglichen Farben. Meine Lieblinge sind ein weißer runder Stein mit roten, erhabenen und zum Teil glitzernden Ornamenten darauf, ein ganz kleiner tropfenförmiger, der außen grünlich und innen (er ist an einer Ecke abgeplatzt, daher sieht man es) strahlend blau ist und für den ich mir eine Fassung machen lassen werde, ein rostiger roter mit Loch, ein Stein mit tausend winzigen Löchern, in denen, wie Genevieve vermutet, kugelförmige Versteinerungen von Muscheln in allen Farben wohnen und die Druse, die ihr auf einem der Fotos seht. Sie ist die erste Druse, die ich selbst gefunden habe. Als Druse wird ein Mineral bezeichnet, das einen Hohlraum in sich hat, in welchem über die Zeit (lange Zeit) Kristalle gewachsen sind, nur zur Info, für die, die es nicht kennen. Früher habe ich ja einmal Mineralien und (Halb-)Edelsteine gesammelt und kenne mich daher ein wenig aus und bin jetzt über diesen Fund unglaublich glücklich. Selbst, wenn wir kein Boot mehr gefunden hätten und der Tag ab dann nur noch schief gelaufen wäre - meiner Freude wäre nicht beizukommen gewesen. Aber genug der Schwärmerei. Anfangs haben wir uns gefragt, ob es überhaupt Muscheln gibt, denn es ist ja kein Meer, aber dann haben wir doch ein paar wenige gefunden. Irgendwann sind wir wieder umgedreht, zurück zum Auto, in der Hoffnung, die Bootsvermieter wären nun da.
Sie waren da. Aber nur privat. Inzwischen hatte die Verleiherin nämlich "real work" gefunden und daher gab es keine Kanus mehr. Nun denn. Aber sie wusste auch genau, dass es nirgendwo am Kamloops Lake einen einzigen Verleih gibt. Zu wenig Nachfrage. Dumm gelaufen. Wir wollten schon wieder nach Hause fahren, da kam ich auf die Idee, den kurz vor Savona ausgeschilderten Tunkwa Lake zu suchen. Gesagt, getan, Dan quälte den Honda steil den nächsten Berg hinauf, um die Serpentinen bis nach ganz oben. Dort endlich kamen wir zunächst einmal an einen Salzsee, wie wir schon ähnliche, aber mit weniger Wasser und mehr Salz, bereits vom Highway aus gesehen hatten. Aber dort kann man ja nicht einfach so anhalten und schauen gehen. Hier schon, also sind wir ran zum See und, natürlich, gekostet. Das heißt, nachdem wir mindestens 50 Heuschrecken aufgejagt hatten. Der See jedenfalls war, wenn auch nur gering, salzig. Und die Luft roch wie die Hallenser Saline. Dan sagte, wie alte Bonbons. Wie dem auch sei, sie roch, wie Salz eben riecht, wenn es noch nicht nach tausenderlanger Bearbeitung im Streuer gelandet ist.
Dann ging es weiter zum Tunkwa-See, der auch bald kam und dort gab es dann endlich Boote. Zwar nur Motor- und Ruder-, aber immerhin. Wir wählten das Ruderboot. Und dann hat uns Dan 2 Stunden über den überschaubaren See manövriert. Dabei gab es Haubentaucher zu sehen und fliegende Forellen (dieser kleine See ist, wie ich gerade von Dan erfahre, 1993 der Weltmeisterschaftsaustragungsort fürs Fliegenfischen gewesen), große Libellen und viel Wasser. Zwischendurch gab es auch eine Picknickpause mitten auf dem See mit selbst geschmierten Broten und Banane. Kurz nach fünf war dann Heimweg angesagt, wir sind schließlich immernoch Katzenersatzeltern und die Miezen sollen nicht so lange alleine draußen sein, sagt Gen. Und wo sie recht hat, hat sie recht, denn als Mokka irgendwann von seinem Ausflug wiederkam, hatte er nicht nur mal wieder Fell bei einem Kampf verloren, sondern sich auch gleich richtig eine langen lassen, sodass er nun eine vorzeigbare Wunde hat. Heute gibts dafür Hausarrest, wir wollten ja nicht, dass er zum Krüppel wird bis Gen wiederkommt (was heute geschah, aber sie ist schon wieder weg, Levon bis morgen besuchen, der ja seit über einer Woche auch fort ist und auch noch drei Wochen fort bleibt).
Ein schöner Tag also, aber wieder kein Kanu. Das bleibt uns somit offen für eines der nächsten Wochenenden. Muss ja auch spannend bleiben für euch. Und die Bärenjagd kommt auch noch, Julia, wir tun alles in unserer Macht stehende.
Hier seht ihr einen der vielen Trucks mit Holzladung, die ständig hier herumrauschen und den Weg nach Savona.

Ein kleiner Halt, um die Aussicht zu genießen an einer Haltebucht. Rechts und links der Kamloops Lake, in der Mitte Dan und der Honda.

In Savona angekommen, aber noch nicht am Kanuverleih.

Spaziergang am Steinstrand, weil der Kanuverleih zu hat.

Wasser, Dan, viele Steine, etwas Holz, einige Federn, Julie und ein Herz :)

Wer suchet, der findet: links Strandspinne, mitte Teil eines Elchknochens, rechts ein großer Stein mit Muster.

Hier der See einmal noch von der Straße aus und rechts vom Strand.

Druse gefunden in den Weiten der Steine! Auch Dan sucht fleißig weiter.

Links ein Zug und recht ein Zug und in der Mitte beide.

Muschel, Häuptling Dan und ein tapferes Pflänzchen mitten in toter Natur.

Auf dem Weg zum Tunkwa Lake ging es durch Wald und Feld und viel bergauf.

Ein Salzsee - Salz am Ufer und Salz an den Baumstämmen (genau hinsehen!).

Salzufer, besalzte Pflanzen im Wasser und Salzgestrüpp.

Endlich am Tunkwa Lake bzw auf ihm mit Ruderboot und Steuermann Dan.

Ein Haubentaucher, Dan manövriert und dann ist die Zeit auch schon um und es geht zurück.

Der Heimweg schon mit Abendsonne und wieder einmal Kühe im Weg.

Bergige und kurvige Straßen auf dem Rückweg.

Pause zum Aussichtgenießen an einem Scenic Lookout und weiter, vorbei an vielen anderen Salzseen.


Wieder in Kamloops angekommen - ein schöner Tag geht vorbei.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Super Foto´s und wieder ein interessanter Bericht. Schön, dass wir skypen und googeln konnten nun wissen wie es bei euch aussieht. Heute gehts zu Oma Pi mit den letzten Berichten von euch, die werden sich auch freuen. Wünsche euch weiterhin viel Spaß in der weiten Fremde...
Tschüssi sagt die Muddie

Anonym hat gesagt…

das ist ein schöner Bericht und richtig schöne Bilder Juli! Ich mag deine detaillierte Art zu beschreiben! Die Bilder erinnern mich ganz klar an meine Canada-Aufenthalte! Sehr schön!
Mit den Europäern... Ja ich verstehe genau was du meinst. Ich habe das hier in der ersten Woche festgestellt. Es ging darum, einen Probebeitrag fürs Fernsehen zu machen und wir haben einen Schweizer und eine Chinesin nach ihren Erfahrungen mit norwegischem Leben befragt. Wie erwartet hatte der Schweizer nicht viel anzumerken, der Chinesin sind die dollsten Sachen aufgefallen. Wie zum Beispiel Hunde im Bus oder langsames Gehen (wo doch die Norweger so schnell gehen...). Nun ja. Seit dem schau ich noch detaillierte und beginne mich selbst als deutsch zu fühlen, dadurch dass ich immer noch Unterschiede finde. Ich denke, dass liegt immer am Blickwinkel, schließlich bin ich ja noch in Europa und du nicht ;-)! In Canada ging mir das nämlich auch eher wie dir. Und mein Plan ist und bleibt auch zum Weltjugendtag nach Sidney, sollte ich dahin fahren, eine Europafahne mit zu nehmen. Denn ich stehe zur EU,.. so genug gequatscht... einen schönen Tag euch zwein!

Anonym hat gesagt…

hallo ihr beiden.
ich habe schon lange befürchtet, dass ich eure abreise verpasst habe... aber hier kann man ja quasi alles nachholen.
das sind sehr, sehr schöne fotos und es liest sich auch spannend, obwohl dan etwas schreibfaul scheint...
irgendein kluger mensch hat mal gesagt, dass man im ausland am meisten über sich selbst lernt...
von den japanern habe ich z.b. gelernt, dass deutsche anscheinend einen schlüsselfetisch haben, weil die meisten ein dickes, wichtiges schlüsselbund besitzen... :-)
ich muss eigentlich arbeiten und darf nicht surfen, aber jetzt weiß ich ja wies geht und schaue mal öfter vorbei...
lg
schnecke