2007/12/02

Plätzchenzeit..

Die Uni ist nun vorbei, zumindest die Seminare und Vorlesungen, der hundertste Tag in Kanada wurde diese Woche verlebt und jetzt geht es ans Lernen, aber auch natürlich auf Weihnachten zu. Gestern waren wir auf der Weihnachtsfeier der international students, die das Motto "From Russia with Love" trug. Deshalb durfte Väterchen Frost natürlich nicht fehlen, aber leider auch nicht die wunderbare russische Popmusik, über die schon Wolfgang Büscher in seinem Buch "Berlin-Moskau" (wer noch ein Weihnahtsgeschenk sucht: supergutes Buch!) brilliant geschrieben hat. Bei uns war es allerdings noch schlimmer, denn wir hatten zwischendurch auch Live-Gesang von einem netten russischen Mitstudierenden, der dummerweise nur nicht recht singen konnte. "Zieben-zieben aj-lu-lu" hieß einer seiner Titel und, ja, hier wurden deutsche Worte in sinnfreier Reihenfolge in russische Satzellipsen integriert. Vorzüglich, sage ich euch, erste Sahne. Wir haben es trotzdem eine Weile ausgehalten, schließlich gab's ja auch Geschenke und wie immer sehr schmackhafte Kost. Genauer gesagt, war es diesmal ein Buffet bestehend aus Salaten, Lachs in Knoblauchsoße, sehr leckeren Putenscheiben mit Füllung, Lasagne, Gemüse, Stampfkartoffeln. Hinterher gab es ein Dessert und als wir immernoch satt waren, aber uns auf Grund unserer Busabhängigkeit auf den Heimweg machen mussten, wurde ein Abendsnack aufgefahren, der es ebenso in sich hatte, von dem wir uns aber nur etwas Obst für den Weg mitgenommen haben. Nun aber zu den Geschenken: das war eine lustige Angelegenheit, denn jeder war angehalten, vorher ein 5-10 Dollar teures Geschenk zu besorgen, zu verpacken und mitzubringen. Wer das verpeilt hatte, aber seinereits nicht leer ausgehen wollte, konnte am Eingang ein vorbereitetes Geschenkpäckchen mit für ISAP (international student activity program, also im Grunde Karie und Karrie, die ja wieder mal alles veranstalteten) werbendem Inhalt kaufen und das dann abliefern. So weit so gut; nach dem Essen wurde dann jedem, der ein Präsent abgegeben hatte, ein fremdes ausgehändigt, aber "ja noch nicht öffnen!" wurde überall gesagt und stand auch auf dem Programmzettelchen auf dem Tisch. Daran hielt sich freilich nicht jeder, was tragisch war, weil man das Geschenk gar nicht behalten durfte. Karrie sagte nämlich wild Zahlen von 1-6 durch ihr Mikro, die dann Bedeutungen hatten wie "gib das Geschenk der dritten Person rechts von dir" oder "gib es der zweiten Person links von dir". Irgendwann war dann Schluss mit dem Getausche am Tisch und jeder durfte öffnen. Dan hatte das Glück, eines der vorbereiteten Geschenke für Spätentschlossene zu erhalten: eine Wasserflasche für unterwegs in Blau mit ISAP-Schriftzug darauf. Wunderbar. Kann er im Sommer sicher gebrauchen. Oder so. Ich jedenfalls habe ein Jenga-Spiel ausgewickelt. Für 10 Dollar ist das natürlich in höchster Qualität von Hand in China gefertigt worden und heißt "Tumbling Tower" statt Jenga. Man muss ein wenig aufpassen, keine Splitter abzuschrubbeln vom Holzklötzchen und auch muss man selbst den Turm stapeln, weil die Klötzer nicht dreimal so lang wie breit sind und daher nicht via Vorrichtung oder Zusammenpressens zu einem Turm gebastelt werden können, sondern es muss jede Lage mit Lücken zwischen den drei Steinen gebaut werden. Wenn man dann irgendwann fertig ist mit dem Bauen, geht es (wenn man noch wach ist) ans Steine rausziehen und Obendraufstapeln, was wir gestern auch schon ausprobiert haben. Funzt prima und durch die chinesische Maßarbeit wackelt es wie hulle, kippt aber nicht um. Fetzt. Ich glaube, ich muss an dieser Stelle aber mal betonen, dass ich nichts gegen Russen und auch nichts gegen Chinesen habe, nein, sind sehr nette Leute. Wenn sie auch gestern beim Vater Frost absolut ausflippt sind und sich mit dem armen Mann haben fotografieren lassen, so wie wir früher von Mutti auf dem Weihnachtsmarkt auf Knecht Ruprechts Schoß gesetzt wurden, damit man ein Bild mit Weihnachtsmann auf den Nachttisch stellen kann und an ihn glaubt. Alles in allem war es eine sehr internationale Feier mit tollem Essen, wunderbar teuer "formal or semi-formal" (war die Vorschrift) bekleideten und berockten 18-jährigen Mädels in unglaublich hohen Hackenschuhen und dünner Seidenstrumpfhose (ja, bin neidisch auf das ein oder andere tolle Kleid, aber an dem Tag fand ich es dafür wesentlich zu kalt; es waren etwa -10 Grad), sowie beanzugten männlichen Studierenden mit Krawatte und keinen Hemmungen. Immer wieder gerne gehe ich daher zu solchen Festen und drum haben wir heut auch erst mal Plätzchen gebacken - nicht, dass die Weihnachtsstimmung gleich wieder verloren geht. Allerdings ohne Streusel, denn so etwas gibt es hier nicht. Drum mussten hinterher Crispy-Schoko-Kugeln in tausend Farben per Schokolade auf die nackten Plätzchen geklebt werden. Morgen wird der Stollen angebrochen und zu lernen begonnen. Habt alle einen schönen ersten Advent mit Weihnachtsmusik statt Russenpop. Halleluja --

2 Kommentare:

Gabi hat gesagt…

Hallo Plätzchenbäcker, so weit habe ich es leider noch nicht geschafft. Habe dafür im Moment keine Zeit –SCHADE. Der Duft Eurer Weihnachtsplätzchen - LECKER.Kann es bis hier riechen. Aber mein Versprechen ein Knusperhexenhäuschen für meine Enkelkinder zu mache werde ich in den nächsten Tagen in Angriff nehmen. Hier kommt nicht so richtig Weihnachtsstimmung auf. Kein Schnee. Es ist wieder mal zu warm sagt der Wetterfrosch, sehr stürmisch mit Sonnenschein und Regen, also eher wie Aprilwetter.
Heute ist ein Tag zum Luft holen und morgen geht es weiter.
Mal sehen war der Chef von der Dienstreise für Umarbeitungsnachrichten mitbringt.
Aber am Freitag wird bei mir vielleicht auch etwas Weihnachtsstimmung aufkommen.
Ich gehe in die Thomaskirche zum Adventkonzert vom Erfurter Männerchor. Das ist jedes Jahr mein Weihnachtsauftakt. In Kanada ist die Adventzeit sehr spartanisch.
Bis auf das Internationalevolklore- event.
Viel interessanter finde ich es ist das Türmchenbauen mit den ungenormten Holzklötzchen. Und ein wer bekommt den Splitter am schnellste heraus, kann auch sehr lustig sein. Oder?
Solche Pflichtveranstaltungen kenne ich noch aus Vorwendezeiten. Um diese habe ich mich so gut es ging gedrückt. Gab auch keine Geschenke, man sollte sich unterhalten. Aber worüber und in russisch? War als Sprach damals nicht sehr beliebt.
Danke für meinen Gewinn. Habe es von Alex erfahren und mich sehr gefreut. DANKE.
Ihr seht ich hinke mit den Informationen hinter her. Bin aber sobald es meine Zeit erlaubt am Aufholen.
Ich wünsche Euch noch eine lecker Plätzchenzeit.

Anonym hat gesagt…

Hallo.
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