2007/10/06

Theater, Kultur und ein kranker Dan

Mal wieder Freitag, diesmal vor einem langen Wochenende (Thanksgiving!), aber wahrscheinlich werden wir trotzdem nicht über die kommenden drei Tage wegfahren können, weil Dan krank im Bett liegt. Ich hoffe noch auf ein Wunder, das uns wenigstens einen kleinen Tagesausflug ermöglicht, aber erst einmal muss heute Abend das Theater überstanden werden.
Die gestrige Aufführung war, mmh, eigentlich ganz schön. Ungewöhnlich natürlich vieles: ein kostenloser Programmflyer, in der die Hälfte Werbung ist, alle Sponsoren mit ihren gespendeten Beträgen erwänt sind, die größeren sogar mit kleinem Dankestext. Dazu noch eine dankende Erwähnung des "Sponsors des Abends" vor Beginn der Vorstellung. Hier können sich unsere Kulturmanager noch einiges abgucken. Da kommt zwar immer das Argument "Aber Kultur! Nicht Kommerz!", aber besser Kultur mit Werbung vorher als gar kein Theater. Solange nicht mittendrin ein Werbebanner über die Bühne getragen wird.. Auch ungewöhlich war der hohe Anteil Eigenwerbung: Vor Beginn der Vorstellung wurde auf das Programm der Saison hingewiesen, eine neue Kombimöglichkeit bei Theaterkarten vorgestellt, bei der gespart werden kann und eine Auslosung einer Freikarte aus den abgerissenen aktuellen Kartenschnipseln veranstaltet. Ein wenig nervig, aber wenn man dran gewöhnt ist: warum nicht?
Das Stück selbst war an sich ganz gut. Es war eine Art modernes Don Quijote spielend in Kanada: Der Fan einer Sängerin empfindet, dass die Lieder ihn zu Liebe ermutigen, sodass er von einer Beziehung zu ihr spricht und zum dritten mal vor Gericht steht, weil er nach Ansicht seiner Umwelt "gefährlich" ist und Behandlung braucht. Das Ende war recht schwach leider, ich hätte die "europäische" Variante mit einem offenen Ende bevorzugt, bei dem nicht klar ist, wessen Realität falsch ist. Eine nette ältere Dame, die uns vor einem einstündigen Fußweg nach Hause (Bus war schon weg) bewahrt hat, indem sie uns mit im Auto mitgenommen hat, fand es dagegen deshalb schwach, weil der Protagonist nicht in Zwangsjacke abgeführt wurde. Dan fand es schwach, weil die Gerichtsverhandlung selbst nicht zu Ende geführt wurde. Wie dem auch sei, es lief zweieinhalb Stunden (mit Pause), und die Hälfte davon war mit Folk Rock Songs gefüllt, die zum Teil schön waren, manchmal aber auch albern getanzt. Zum Glück aber war es insgesamt nicht so ein Hollywoodfriedefreude wie ich es befürchtet hatte, sondern zumindest teilweise kritisch und politisch. Wenn auch nur sanft. Das Bühnenbild war ganz ungewohnt - man kennt von uns ja inzwischen mehr die minimalistische Weise, hier war eine Nachbildung eines Gerichtssaales am Start und im Hintergrund eine romatische (ich meine die Epoche) Zeichnung von der Westküste Kanadas. Toll war die Nachbildung von Wasser und Wolken mit Lichteffekten und auch farbiges Licht gab es, das auf die Zeichnung gestrahlt wurde, sodass es mal warm, mal kalt wirkte. Am besten war die Dekonstruktion des Richters, der bei den Gesangseinlagen in Robe etc hinter seinem Richtertisch Schlagzeug gespielt hat.
Mal sehen, wie es heute wird. Ich freu mich jedenfalls schon.

1 Kommentar:

Briareus hat gesagt…

Na, dann wünsch ich mal gute Besserung, Dan! Ich war gestern kleidungstechnisch auch ein wenig optimistisch, so dass ich versuche, mich mit Obst, Schal und Tee für heute abend date-fähig zu bekommen.

cya